© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/11 / 21. Oktober 2011

Ernst Jünger und Verbindungen zur Résistance
Angedeutete Nähe
(wm)

Die auf wenige Briefe 1941/42 und 1973/80 beschränkte Korrespondenz zwischen dem stets in Distanz zur Bundesrepublik Deutschland verharrenden Ernst Jünger und dem Politologen Dolf Sternberger, dem Erfinder des „Verfassungspatriotismus“, ist an sich wenig sensationell. Sie bietet vor allem keine neuen Aufschlüsse über Jüngers Zeit als Besatzungsoffizier in Paris. Trotzdem versteht es der Herausgeber Detlev Schöttker (TU Dresden), die im Herbst 1941 in Paris geknüpfte persönliche Beziehung zwischen Jünger und dem damals „zwischen den Zeilen“ für die Frankfurter Zeitung schreibenden NS-Gegner Sternberger in einen brisanten Kontext zu rücken (Sinn und Form, 4-2011). Schlüsselfigur ist dabei Jüngers jüdische Geliebte Sophie Ravoux, die „Doctoresse“ der „Strahlungen“. Diese Studienfreundin Sternbergers war verheiratet mit dem in der französischen Widerstandsbewegung engagierten Journalisten Paul Ravoux, der 1943 verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau „verbracht“ wurde. Der bislang für die Forschung gesperrte Briefwechsel Sophie Ravoux’ mit Jünger könnte dessen „Einbindung in Aktivitäten der Résistance“ erweisen, womit Schöttker nicht weniger andeutet als eine hoch- und landesverräterische Rolle des nach 1945 besonders in Frankreich reüssierenden Jahrhundertautors. www.sinn-und-form.de

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