© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/11 / 28. Oktober 2011

Meldungen

Schuldenschnitt oder eine Währungsreform

FRANKFURT. Der Börsenexperte Dirk Müller hält einen staatlichen Schuldenschnitt oder eine Währungsreform auch in Deutschland für unausweichlich. „Unser Finanzsystem ist am Ende“, erklärte der frühere „Mister Dax“ in der Financial Times Deutschland. Staatspleiten seien seit Jahrhunderten Teil des Systems, „wobei ich sie eher Reset nennen würde“. Deutschland habe 2.000 Milliarden Euro Staatsschulden, aber knapp 5.000 Milliarden Euro privates Geldvermögen. „Für den Bürger spielt es dabei überhaupt keine Rolle, wo im System die Schulden sind. Die privaten Schulden muß er bezahlen. Die Schulden, die der Staat gemacht hat, muß er über seine Steuern bezahlen. Und die Schulden, die Unternehmen gemacht haben, zahlt er über die Produkte, die er kauft“, so Müller. Irgendwann sei der Schuldendienst nicht mehr zu leisten. Ein Beispiel sei das Lastenausgleichsgesetz nach 1945 – das „war nichts anderes als eine Zwangsenteignung der deutschen Immobilienbesitzer“. Der nächste Ausgleich „kommt entweder friedlich oder aggressiver, über Zinsen oder Steuererhöhungen oder über eine aggressive Variante wie eine Währungsreform. Aber irgendwas in der Richtung wird in den nächsten Jahren auf uns zukommen“, prognostizierte Müller. (fis)

 

Höheres Eigenkapital und Trennbankensystem

KÖLN. Der Finanzexperte Bert Flossbach hat eine höhere Eigenkapitalquote bei Banken gefordert. „Dann sind sie in der Lage, auch größere Verluste abzupuffern, können auch den Staat nicht so leicht erpressen und sagen, wenn da irgendwo was in der Peripherie passiert, dann hat das Dominoeffekte im Finanzsystem“, erklärte der Chef der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch im Deutschlandfunk. Notwendig sei auch ein möglichst international durchgesetztes Trennbankensystem aus Geschäfts- und Investmentbanken. „Die Risiken müssen von der klassischen Geschäftsbank entfernt und getrennt werden. Nur so können wir sicherstellen, daß das Banksystem mit seiner wichtigen dienstleistenden Funktion für die Wirtschaft auch funktioniert, was jetzt nicht mehr der Fall ist“, erläuterte Flossbach. (fis)

 

Zahl der Woche

21,7 Milliarden Euro an Sozialhilfeleistungen wurden 2010 in Deutchland ausgegeben – das waren pro Kopf rechnerisch 266 Euro. Die höchsten Ausgaben tätigten Bremen (441 Euro) und Hamburg (414), die niedrigsten Sachsen (139) und Brandenburg (181). (Quelle: Statistisches Bundesamt)

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