© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/11 / 28. Oktober 2011

Meldungen

Burschenschaft: Expertise aus der Gesamtschule

BERLIN. Die im ultralinken Papyrossa-Verlag publizierte Dissertation über die Deutsche Burschenschaft (DB), verfaßt von dem im akademischen DKP-Milieu Marburgs sozialisierten Hattenheimer Gesamtschullehrer Dietrich Heither, gilt als wissenschaftlich unseriös. Den Autor focht das nie an. Unverdrossen nutzt er die Schablonen der Dissertation, um gegen „burschenschaftlichen Rechtsextremismus“ zu agitieren. Wasser auf seine Mühlen waren darum Querelen auf dem letzten Eisenacher Burschentag, die sich an einem Chinesischstämmigen entzündeten. In seinem jüngsten Pamphlet (Blätter für deutsche und internationale Politik, 10-2011) geißelt Heither nun abermals die DB-Fixierung auf „rassistische Abstammungslehre“ und „völkisch-nationale Weltanschauung“ im ermüdenden Duktus linker Asta-Aufrufe aus den achtziger Jahren. Unter Berufung auf den politisch „unwissenden Magier“ (Joachim Fest) Heinrich Mann macht Heither eine traditionsbedingt radikale Hinwendung der DB zur NPD aus und wähnt sie im Lager der „gesellschaftlichen Verlierer“ der von ihm naiv gleichgesetzten „Emanzipations- und Globalisierungsprozesse“. (ob)

www.blaetter.de

 

Europa 2020: Bestehende Risse weiter vertieft

BADEN-BADEN. Als sich die „Griechenland-Krise“ bereits ausweitete, im Juni 2010, schauten die EU-Regierungschefs lieber in die Zukunft und verabschiedeten die Wachstumsstrategie „Europa 2020“. Sie proklamiert das oft verfehlte Ziel, im EU-Raum nachhaltiges Wachstum mit hohem Beschäftigungsniveau und sozialer Sicherheit zu verbinden. Daß damit eine probate Antwort auf die globale Wirtschafts- und europäische Schuldenkrise erteilt wurde, glaubt der Politologe Peter Becker (Stiftung Wissenschaft und Politik Berlin) indes nicht. Die Strategie liefere keinen Beleg für einen „Integrationsschub“. Die Euro-Krise werde nicht genutzt, um die „Orientierung am Status quo“ zu Lasten der Nationalstaaten aufzugeben. Da Zuständigkeiten zugunsten des Brüsseler Zentralismus nicht neu verteilt wurden, behinderten alte nationale Konkurrenzen die Umsetzung von „Europa 2020“. Die aktuelle Schulden- bzw. Bankenkrise habe somit divergierende nationale Interessen nicht harmonisiert, sondern „die bestehenden Risse vertieft“ (Zeitschrift für Politikwissenschaft, 1-2011). (jr)

www.zpol.nomos.de

 

Erste Sätze

Wie ich annehme, war die Preußenideologie für meinen Vater der Rettungsanker nach einer unverschuldeten Katastrophe, die ihn als jungen Mann getroffen hat.

Eta Harich-Schneider: Charaktere und Katastrophen. Augenzeugenberichte einer reisenden Musikerin, Berlin/Frankfurt 1978

 

Historisches Kalenderblatt

31. Oktober 1971: Bei den Nationalratswahlen in der Schweiz dürfen erstmals auch Frauen wählen. Dem neugewählten Parlament gehören zehn weibliche Abgeordnete an. Im April 1990 führte Appenzell Innerrhoden als letzter Kanton das Frauenstimmrecht ein.

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