© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/11 / 28. Oktober 2011

Frisch gepresst

Zettelkasten. Daß prominente Journalisten am Ende ihrer Karriere danach trachten, ihre verstreuten Texte gebündelt der Nachwelt zu hinterlassen, kommt ebensowenig selten vor, wie das daraus resultierende Druckerzeugnis meist überflüssig ist. So auch im Fall von Manfred Bissinger, der einst der Chefredaktion des Stern angehörte, Sprecher des Hamburger Senats war, die linksradiale Zeitschrift Konkret und die Umweltzeitschrift Natur leitete und seit 1993 Herausgeber des Reise- und Kulturmagazins Merian ist. Mediengeschichte schrieb Bissinger aber vor allem durch die Gründung und Herausgabe der Wochenzeitung Die Woche, die im linksliberalen Segment der Zeit Konkurrenz machen wollte und 2002 scheiterte. Bissinger wurde nun am 5. Oktober siebzig und sein Verleger Thomas Ganske (Hoffmann und Campe) spendierte ihm zu diesem Anlaß eine Textsammlung unter dem euphemistischen Titel „Lauter Widerworte“. Die Auswahl umfaßt Essays, Reportagen, Interviews, Leitartikel, Kommentare und Glossen Bissingers aus den Jahren von 1967 bis 2011, chronologisch geordnet und unterteilt in die klassischen Zeitungsressorts Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien. Eingeleitet wird der Band von einem Interview Roger Willemsens mit Bissinger, das freilich ob des braven Stichwortgebers ebenso verzichtbar ist wie das gesamte Buch. (tha)

Manfred Bissinger: Lauter Widerworte. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2011, gebunden, 496 Seiten, 24,99 Euro

 

Nationalfarben. Als Mitglied der Burschenschaft Teutonia Jena, die auf die „Urburschenschaft“ von 1815 zurückgeht, lag es für Alexander Lechler nahe, sich den deutschen Nationalfarben zu widmen. Immerhin kann diese Verbindung beanspruchen, durch die Wahl ihrer Farben – Schwarz und Rot mit goldener Perkussion – ein Schöpfer unseres heutigen Schwarz-Rot-Gold zu sein. Die Geschichte dieser nationalen Symbolik prägnant wiedergebend, beleuchtet Lechler den Popularitätswert, den diese Farben im Laufe der Zeit im Volk hatten. Natürlich kann sich seine Studie, angeregt von einer Seminararbeit, nur auf empirische Daten der letzten Jahrzehnte berufen, da es Erhebungen von vor 1945, in denen viele Deutsche wenig Sympathien für „Schwarz-Rot-Senf“ (Mutter Kempowski) hatten, schlichtweg nicht gibt. (bä)

Alexander Lechler: Schwarz-Rot-Gold im Wandel der Zeit. Frieling Verlag, Berlin 2011, gebunden, 78 Seiten, 7,90 Euro

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