© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/11 / 04. November 2011

Grüße aus Athen
Gehaßte Politikerkaste
Panayotis H. Doumas

Das Martyrium von Athen setzt sich fort. Die Stadt bleibt Geisel der Gewerkschafter der Staatsbehörden und der linken Autonomen-Gruppen. Die staatlichen Bildungsstiftungen stehen unter der Vormundschaft der linken Studentenfraktionen, und die Regierung wird zusammen mit dem gesamten politischen System diskreditiert. Nur wenige Politiker sind noch in der Lage, bei öffentlichen Veranstaltungen zu erscheinen, ohne aufs übelste verspottet oder mit Eiern und Joghurt beworfen zu werden.

Dabei finden sich die Griechen vor allem hinter dem Protest der Linken zusammen, da die rechte Opposition nicht fähig und auch nicht willens ist, Alternativen aufzuzeigen. Die konservative Opposition von Antonis Samaras wartet nur darauf, vom raschen Rückgang der PASOK-Regierung profitieren zu können. Hatte Premierminister Giorgos Papandreou dem Vorsitzenden der Nea Demokratia nicht schon oft Kooperationsangebote unterbreitet? Antonis Samaras aber hat alle Vorschläge abgelehnt, da er endlich selbst das Schiff steuern will. Nun versucht Papandreou zu retten, was zu retten ist, stellt die Vertrauensfrage und kündigt ein Referendum über das Rettungspaket des jüngsten EU-Gipfels an.

Umfragen zufolge liegt die sozialistische Regierung Papandreou derzeit unter 15 Prozent. Die meiste Zustimmung können die linke SYRIZA-Bewegung (Koalition der radikalen Linken) sowie die Kommunisten (KKE) verbuchen. Nur wenige Wähler zieht es noch ins rechte Lager. Ergo setzt Giorgos Papandreou seinen Weg bis zum bitteren Ende fort. Der 59jährige weiß, daß seine linken Widersacher auf keinen Fall eine selbständige Regierung bilden können und spekuliert auf eine zukünftige linkslinke Koalitionsregierung.

Die Zeichen stehen auf Sturm. Hamsterkäufe leeren die Regale in den Athener Supermärkten. Auch der sonst so einmütig begangene Nationalfeiertag des 28. Oktober, an dem der Kriegseintritt Griechenlands im Jahr 1940 gefeiert wird, ist nicht mehr das, was er einmal war. Erstmals fiel die Parade der griechischen Streitkräfte in Thessaloniki aus. Linke errichteten Barrikaden, riefen antideutsche Parolen und beschimpften den 82jährigen Staatspräsidenten Carolos Papoulias und anwesende Offiziere als Verräter. Papoulias konterte: Der Protest ist beschämend, er selbt habe „Widerstand gegen die Deutschen geleistet“ und brach entnervt die Parade ab.

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