© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/11 / 11. November 2011

Leserbriefe

Zu: „Die erwachende Nation“ von Dieter Stein, JF 45/11

Unsere Politiker erzittern lassen!

1989 standen wir auf der Straße und trugen dazu bei, daß die SED-Diktatur abdanken mußte. Doch leider waren wir Demokraten nicht wachsam. Denn heute sitzt die rote Bande wieder gut getarnt in den demokratischen Parteien, in vielen Amtsstuben, auf der Regierungsbank und im Europaparlament. Mit unserem Ruf „Wir sind das Volk“ haben wir die damals allmächtigen Politiker erzittern lassen und ihnen die Grenzen ihrer Macht aufgezeigt. Der gewaltlose Widerstand kann viel verändern. Das dürfen wir nie vergessen, und diese Erfahrung müssen wir an unsere Kinder und Enkel weitergeben.

Laut der Speyerer Demokratietagung des Staatsrechtlers Professor Hans Herbert von Arnim Ende Oktober 2011 ist die Zeit für den Widerstand gekommen. Der Aufstand gegen die Finanzmärkte und vieles mehr zeige, so von Arnim, daß es rein stimmungsmäßig tatsächlich soweit sei, aber auch in rechtlicher Hinsicht sei Widerstand angesagt. Von „Europa“ gehe eine „Rechts- und Verfassungskrise“ aus, mit der eine schwere politische Vertrauenskrise einhergehe. Die Leute trauen der politischen Klasse nicht mehr, deren Ziel ein neues kommunistisches Europa ist.

Ewald Kurbiuhn, Olbersdorf

 

 

Zu: „Kohle am Stengel“ von Jochen Arp & „Kommissarbefehl“ von Harald Ströhlein, JF 45/11

Naturwissenschaft im Einstand

Die dezidierte, unverwechselbare Linie, mit der die junge freiheit im politischen Teil aufwartet und die – wie die konstante Auflagensteigerung ausweist – offensichtlich honoriert wird, kontrastiert auffällig mit einer gewissen Unentschiedenheit, sobald naturwissenschaftliche Themen behandelt werden. Dies gilt für Berichte über die Evolutionsfrage (JF 44/11) wie auch für ökologische Probleme. Dem kritischen und zutreffenden Artikel von Jochen Arp – der Mais ist nun mal die Syphilis einer artenreichen Kulturlandschaft! – wird mit dem Beitrag von Harald Ströhlein ein entlastender Artikel gegenübergestellt, dessen Zahlenangaben wenig aussagekräftig sind und der verschweigt, daß es gerade die gepriesenen Kleinstrukturen sind – wer weiß noch, was ein Feldrain ist? –, die heute eingeebnet werden und zu kolchoseartigen Ackerschlägen führen.

Der JF ist also mehr Mut auch bei „grünen“ Themen zu wünschen, waren diese doch schon immer ein urkonservatives Anliegen, lange bevor sie von den Grünen okkupiert wurden, für die sie vielfach nur ein Feigenblatt für eine radikale Gesellschaftsveränderung abgeben.

Dr. Günter Gottschlich, Tübingen

 

 

Zu: „Eine Armee, die keine sein darf“ von Felix Krautkrämer, JF 44/11

Ein Rest von Traditionspflege?

Hier wird über Offiziere geklagt: „Wenn überhaupt, wird Kritik erst mit dem Erreichen des Pensionsalters geäußert, und selbst dann häufig nur sehr verhalten.“– Vielleicht dürfen wir das als einen letzten Rest von Traditionspflege verstehen? Heißt es doch in derselben JF-Ausgabe über den kaiserlichen „Gegen-Tirpitz“ Admiral Galster: „Bemerkenswert ist, daß Galster mit seinen dem offiziellen Kurs der Marine entgegenstehenden Ansichten erst nach seiner Pensionierung an die Öffentlichkeit getreten ist.“

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: „Finanzpolitischer Endkampf“ von Paul Rosen, JF 44/11

Verschiebung der Verschuldung

Die Malaise der Einheitswährung ist bei genauem Hinsehen der – leider gelungene – Versuch, mittels einer semantischen Verschiebung die Verschuldungsproblematik einiger EU-Mitgliedsstaaten zum Problem der Währungseinheit umzudeuten. Der Euro selbst erweist sich im internationalen Wettbewerb dagegen als gut aufgestellt und hat schon einige Bewährungsproben problemlos überstanden.

Daß sich Europa derzeit in der „größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg“ befindet, wie es Frau Merkel in ihrer Regierungserklärung pathetisch vortrug, hat eine ganz andere Ursache. Diese nimmt ihren Ausgang bereits im Februar 1992, als der Vertrag von Maastricht der bislang durchweg einwandfrei funktionierenden Europäischen Gemeinschaft (EG) einen politischen Unterbau verpaßte. Dieser setzte dann das Prinzip der Subsidiarität, wonach „Europa“ nur das zu regeln hat, wozu einzelne Staaten nicht (mehr) in der Lage sind, weitgehend außer Kraft und versucht seither, eine Vielzahl von Ländern mit höchst heterogenen wirtschafts-, sozial- und arbeitsmarktpolitischen Voraussetzungen unter dem Dach einer gemeinsamen Währung zu vereinigen.

In dieser Situation schält sich ein zunehmender Wandel von einer freiheitlichen Demokratie hin zu einer oligarchisch geprägten „Expertenmacht“ heraus, die nationalstaatliche Entscheidungsfindungen zunehmend erschwert.Die Medien tragen ihren Teil dazu bei, indem diese ihren gewachsenen Einfluß dazu nutzen, jedem noch so absurden (fiskal-)politischen Vorhaben die notwendige Absolution zu erteilen. Indoktrination geht vor Information!

Matthias Kaiser, Hausach

 

 

Zu: „ Die Forschung bleibt frei“ von Jens Jessen, JF 44/11

Nur gut, daß es EuGH und JF gibt!

Seit 2004 klagte sich Greenpeace durch alle Instanzen, einerseits um ein Patent zur Verwendung menschlicher Stammzellen für die Heilung von Kranken zu Fall zu bringen und andererseits Emotionen hochzukochen, um daraus Spenden nützlicher Idioten zu generieren. Schließlich beugte sich der Europäische Gerichtshof den lautstärkeren Argumenten und bewertete den Schutz menschlichen Lebens in Gestalt von anonymen, herren- und mutterlosen, menschlichen Zellen höher als das Interesse kranker Menschen auf Heilung. Zum Glück für alle Beteiligten, meint Jens Jessen, denn das Urteil würde die Forscher vor sich selbst schützen, wozu sie sonst gar nicht in der Lage seien und ebenso die Kranken. Denn Ärzte würden in Kliniken neue therapeutische Verfahren allein aus Gewinnstreben anwenden, bevor sie die erforderliche Reife erlangt haben. Wie eine Therapie zu erforderlicher Reife kommen soll, ohne sie an Freiwilligen anzuwenden, bleibt ebenso im Dunkel wie eine freie Forschung durch Ärzte und Wissenschaftler funktionieren soll, die vor sich selbt geschützt werden müssen, weil sie nicht wissen, was sie tun. Nur gut, daß es den EuGH und die JF gibt!

Dr. Hans E. Müller, Braunschweig

 

 

Zu: „Der Gegen-Tirpitz“ von Rolf Bürgel, JF 44/11

Ein Zerstörer mit gutem Klang

In der Kriegsmarine hatte der Name Karl Galster einen guten Klang. Ab 1935 begann in Deutschland der Bau des gleichnamigen Zerstörers. Der Stapellauf der „Karl Galster“ fand am 15. Juni 1938 statt, die Indienststellung am 21. März 1939. Das Schiff wurde der 6. Zerstörer- Flottille zugeordnet, es überstand den Zweiten Weltkrieg. Die Auslieferung des Zerstörers an die UdSSR erfolgte 1946.

Karl-Heinz Grieger, Bielefeld

 

Im wesentlichen nichts Neues

So neu waren Galsters Ideen der Handelskriegsführung nicht. Im 19. Jahrhundert hatte die „Jeune Ecole“ in Frankreich ganz ähnliche Überlegungen angestellt. Mit fatalen Folgen. Frankreich baute daher nach 1905 munter weiter Panzerkreuzer, als alle anderen Seemächte bereits Großkampfschiffe (Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer) bauten. Der Handelskrieg ersetzt eben nicht die Seeherrschaft als solche. Er kann nur ergänzend wirken.

Deutschland hat übrigens 1914 erfolgreich Handelskrieg mit dem Geschwader des Admiral Spee geführt, bis der sich dazu hinreißen ließ, vor den Falkland-Insel ein Seegefecht zu führen. In der Zeit, als Spees Geschwader noch schwamm, waren die Briten schrittweise genötigt, ihr Aufgebot an Großkampfschiffen zu zersplittern. Zunächst bestand Australien darauf, daß HMAS Australia im Pazifik verblieb, und schließlich mußte die Admiralität noch zwei weitere Schlachtkreuzer in den Südatlantik entsenden.

Klaus Gröbig, Berlin

 

 

Zu: „Mehr Religion als Wissenschaft“ von Tobias Michael, JF 44/11

Nur vermeintliche Friedhofsruhe

Die Großkirchen haben zwar ihren Frieden mit der Evolutionstheorie geschlossen, aber die vemeintliche Friedhofsruhe wird gestört. Dafür sorgt auf evangelischer Seite etwa die Studiengemeinschaft „Wort und Wissen“. Die evolutionskritische Zeitschrift Studium Integrale Journal diskutiert derweil die Versuche, einen Übergang von einer Art zur andern („Evo-Devo“) plausibel zu machen. Statt eines „Stammbaums“ stellt sich in Verwandtschaftsbeziehungen eher ein „Gebüsch“ heraus, das heißt mosaikartige Zusammenstellungen etwa zwischen Reptil und Vogel, die eher auf einen planenden Ingenieur als auf einen „blinden Uhrmacher“ hindeuten. Auch im Idea Spektrum wird immer wieder auf diese Auseinandersetzungen hingewiesen.

Prof. Dr. Armin Herzer, Bodman

 

Zweifler, auf zum Archaeopteryx!

Tatsächlich nimmt die Zahl der Evolutionsgegner derzeit zu, christliche Fundamentalisten und Anhänger des „Intelligent Design“ agieren gemeinsam mit islamischen Kreationisten. Die Annahme, es gebe einen neuen innerwissenschaftlichen Streit zum Verständnis makroevolutiver Prozesse, trifft nicht zu. Die Ansicht, evolutionäre Veränderungen in Populationen und Arten würden sich grundsätzlich von denjenigen höherer Taxa unterscheiden, ist spätestens seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts, mit der Konsolidierung der Synthetischen Theorie des Darwinismus unhaltbar geworden. Transdisziplinäre Untersuchungen und molekularbiologische Arbeitsmethoden haben bewiesen, daß makroevolutionäre Phänomene durchaus mit den bekannten genetischen Prozessen in Einklang stehen. Hartnäckige Zweifler sollten sich das erst kürzlich aufgefundene elfte Exemplar eines Archaeopteryx genauer ansehen, um zu erkennen, wie aus der kompakten Reptilienschuppe die filigranen Strukturen einer Vogelfeder geworden sind.

Prof. Dr. Armin Geus, Marburg

 

Auf die Bibel beziehen sich alle

Falls Darwin der Ansicht war, einen Gottesmord zu begehen, lag er falsch. Auch seine Zeitgenossen und Nachfolger übersehen bis heute, daß die Bibel kein naturwissenschaftliches Lehrbuch ist. Sie berichtet vielmehr über das Handeln Gottes in der Welt und an uns Menschen. Die Arroganz des modernen Menschen, der sich mit Gott auf eine Stufe stellt, drückt sich auch dadurch aus, daß er sich als Endprodukt der Evolution begreift. Gerade hier beziehen sich die entsprechenden Verfechter auf die von ihnen sonst abgelehnte Bibel.

Dr. Manfred Förster, Einbeck

 

 

Zum Leserbrief: „Einen Wackelpudding festnageln“ von Harald Zang, JF 44/11

Duldsame „Michelangela“

Hier wird die deutsche Situation treffend beschrieben. Dies gilt auch mit Blick auf den Euro-Rettungsfonds ESM. Sollte die Welt einst am deutschen Wesen genesen, geschieht dies nun mit deutschem Geld – und das seit nunmehr fast einem Jahrhundert. Der deutsche Michel, derzeit eine „Michelangela“, nimmt es einfach so hin. Erst vor kurzem zahlte Deutschland die letzte Rate der Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg.

Trotz fehlenden Friedensvertrages werden nach dem Willen der Siegermächte – jetzt Freunde genannt – wieder Soldaten aufgestellt, die man einst diffamierte. Auch den Tschechen ersparte man den Friedensvertrag, in dem das Milliardenvermögen der Deutschen hätte taxiert werden müssen, das sie nach Vertreibung der Deutschen eingeheimst haben.

Josef Gemeinder, Coburg

 

Ohne Feind keine Klausel

Die Feindstaatenklauseln Art. 53 und 107 der UN-Charta gelten für das weiterbestehende, aber nicht handlungsfähige Deutsche Reich, nicht aber für die durch die Sieger 1949 errichtete Bundesrepublik, da sie kein Feindstaat war und nicht am Zweiten Weltkrieg teilgenommen hatte. Auch ein Friedensvertrag kann deshalb nur mit dem Deutschen Reich abgeschlossen werden.

Prof. Dr. Helmut Schröcke, Kottgeisering

 

 

Zum Leserbrief: „Helfen kann das nur wenigen“ von Florian Mierzwa, JF 44/11

Disziplin der Dauerprotestierer?

Die Meldung über die „US-Entschuldigung“ für das Rheinwiesenlager (JF 41/11) wirft bei mir die Frage auf, ob dies auch für andere Lager gilt. Diesbezüglich ist mir die Zuschrift des Dr. Abe Koldijk in Erinnerung („Wehrlose Soldaten malträtiert“, JF 46/11). Denn in der Nähe von Pfarrkirchen erlebte auch ich ähnliches. Unsere Einheit der 6. Aufklärungs- und Ersatzabteilung geriet am 8. Mai 1945 bei Steinbach an der Steyr in US-Gefangenschaft.

Nach Plünderung, Übernachtung im Freien, einem Tag Hungermarsch und einer Bahnfahrt landeten wir in Mauerkirchen bei Braunau auf einer Wiese. Bei Ankunft 3.000 Mann, waren wir nach zwei Tagen bereits 24.000 Gefangene – eng aneinandergedrängt im Freien. Die Verpflegung für sechzig Mann war ein einziges Kommißbrot in der Früh, mittags eine Kelle lauwarmes, leicht gesalzenes Wasser mit etwa fünf halbgeschälten Weizenkörnern, abends nichts. Das Getränk war Flußwasser. Man sollte das einmal unseren mutigen Dauerprotestierern wenigstens eine Woche lang verordnen. Deren Disziplin würde mich interessieren!

In unserem Hungerlager habe ich zudem zweimal erlebt, wie ein „Befreier“ mit Schlagringen an den Händen wehrlose Gefangene blutig zusammenschlug unter schußbereiter Bewachung eines gut Deutsch sprechenden amerikanischen Offiziers. Womöglich ist es dasselbe Duo, von dem auch Dr. Koldijk berichtete.

Alfred Müller, Leipzig

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