© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/11 / 11. November 2011

Aufgeschnappt
Versuchungen der Genossen
Matthias Bäkermann

Was tut man, wenn einem ein „Schild und Schwert der Partei“ nicht mehr zur Verfügung steht? Selbst aktiv werden, dachte sich Nicole Fritsche Landesvorstandsmitglied der bayerischen Linkspartei. In Ermangelung des Stasi-Ministeriums rief die Nachwuchs-Tschekistin deshalb am 25. Oktober die „lieben Genossinnen und Genossen“ dazu auf, „doch mal in der Vergangenheit der Piratenmitglieder vor Ort zu forschen“. In der Rundmail an den Kreisverteiler schlägt sie – „mit solidarischen Grüßen“ – als Beispiel einen Artikel der Süddeutschen Zeitung „zu Eurer Information und Anregung“ vor, in dem über die frühere NPD-Mitgliedschaft eines Kreistagsabgeordneten der Piratenpartei in Vorpommern berichtet wird. Informationen dieser Art, weiß Fritsche, „kann man in Zeiten von bevorstehenden Wahlkämpfen in Land und Kommunen sicher gut verwerten“.

Statt nun in Kadergehorsam der Genossin Handfestes über örtliche Piraten-Politiker – etwa Geruchsproben oft benutzter Mauspads – abzuliefern, nölt David Frühling lieber öffentlich herum, daß er sich mit dem empfohlenen „Weg der Denunziation und Observation“ politischer Gegner „beim besten Willen nicht anfreunden“ will. Zudem petzt der Genosse dies im offenen Brief auch noch dem Bundesvorstand der Linken und fordert Fritsche dort zur Selbstkritik auf, in der sie „diese Mail als fatalen Fehler ihrerseits“ darzustellen habe.

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