© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/11 / 18. November 2011

Haltungsnote
Heldenmut am Hindukusch
Tilmann Wiesner

Gibt es noch Helden? Eine gute Frage in einer postheroischen Gesellschaft, in der Poeten keine Heldengesänge mehr, sondern Nachrufe (Michael Klonovsky) verfassen. Ausnahmen wie der Hauptfeldwebel Ralf Rönckendorf bestätigen eher die Regel von der Absenz allen Heldenmutes im bundesrepublikanischen Vollkaskoland.

Der Sanitäter der 3. Kompanie des Fallschirmjägerbataillons 373 (Seedorf/Niedersachsen) verlor am „Karfreitag von Kunduz“ 2010 – eines der härtesten Feuergefechte der Bundeswehrgeschichte – das Augenlicht, als er einem Kameraden unter Beschuß das Leben rettete. Eine heimtückische Sprengfalle der Taliban verwundete Rönckendorf schwer an diesem denkwürdigen 2. April (JF 50/10), an dem drei Kameraden von mittlerweile insgesamt 53 Bundeswehrsoldaten ihr Leben verloren.

„Trotz allem, was da passiert ist, würde ich das jederzeit wieder machen“, bekannte der Einsatzsoldat jüngst vor laufender Fernsehkamera. Stellvertretend für alle anderen Soldaten im Afghanistan-Einsatz hatte ihm die Bambi-Jury einen Sonderpreis zuerkannt. Kein selbstmitleids-triefender Seufzer entwich der Soldatenkehle. Kurz und knackig bedankte sich Rönckendorf bei seiner Familie, die am Krankenbett wachte. „Ich bitte als aktiver Soldat um ein kleines bißchen mehr Anerkennung unserer Gesellschaft für uns Soldaten“, lautete der bescheidene Wunsch des Helden.

Selbst Laudator Johannes B. Kerner, der sonst im medialen Hauptstrom plätschert, schlug ungewohnte Töne an. Die Soldaten seien durch gewählte Politiker in den Einsatz geschickt. Ihr Schicksal dürfe niemandem egal sein. Für einen Moderator des Staatsfernsehens, in dem nicht wenige Journalisten den archaischen Kriegerstand pauschal als Mörder abtun, ist das allerhand. Vielleicht sprang etwas Mut über.

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