© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/11 / 25. November 2011

Lesereinspruch

Mehr Staat

Zu: „Ein System vor dem Kollaps“ von Jost Bauch (JF 45/11)

Die zitierte Studie über die zu erwartende Kostenexplosion im Gesundheitswesen kann nicht unwidersprochen bleiben. Schon ein Blick auf die Auftraggeber zeigt die Nähe zur privaten Versicherungswirtschaft und der Medizinindustrie. Daher ist es kein Wunder, daß der Herausgeber der Studie seit jeher die möglichst weitgehende privatwirtschaftliche Umgestaltung des Gesundheitswesens fordert.

Diese wäre jedoch zum Nachteil der Bevölkerung, weil im Gesundheitswesen nur schwer funktionierende Märkte herzustellen sind: Zu groß ist das Macht-, Informations- und Abhängigkeitsgefälle zwischen Anbietern (Ärzte, Krankenhäuser, Pharmaindustrie) und Käufern (Patienten). Effiziente Gesundheitssysteme wie in Schweden oder Singapur zeigen, daß sich mit einem um etwa 20 Prozent reduzierten Mitteleinsatz bessere Heilungs- und Überlebensraten als in Deutschland realisieren lassen.

Dazu ist allerdings mehr staatliche Steuerung erforderlich, nicht weniger. Nichts ist ineffektiver als ein privatwirtschaftlich finanziertes Gesundheitswesen, wie die USA beweisen.

Holm Ay, Hamburg