© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/11 / 25. November 2011

„Was ist schon mein Leid!“
Zur Seligsprechung des Priesters Carl Lampert
Peter Muschol

Wüßte ich nicht, daß es in unserer Zeit um mehr als ein persönliches Schicksal geht, so müßte ich verzweifeln …“ heißt es in einem Brief des katholischen Geistlichen Carl Lampert aus dem Oktober 1944. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits zweimal zum Tode verurteilt worden; am 13. November wurde er enthauptet. Damit war Lampert der ranghöchste Priester Österreichs, der von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde. Jetzt wurde er an seinem Todestag in Dornbirn (Vorarlberg) feierlich seliggesprochen. Dabei würdigte der Innsbrucker Generalvikar Jakob Bürgler Lampert als „Mahner, den Zeitgeist vom ‘Geist in der Zeit’ zu unterscheiden“.

1894 in einfachen bäuerlichen Verhältnissen in Göfis (Vorarlberg) geboren, studierte Carl Lampert katholisches Kirchenrecht an der päpstlichen Hochschule Gregoriana in Rom. Später baute er in Innsbruck als Offizial das Kirchengericht auf.

Bald nach dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 geriet Lampert, der aus seiner strikten Ablehnung des Nationalsozialismus keinen Hehl machte, in die Fänge des Gauleiters von Tirol und Vorarlberg, Franz Hofer. Lampert wurde verhaftet, überstand die Lager Da-chau und Sachsenhausen, mußte anschließend in die Verbannung nach Stettin gehen. In einem katholischen Schwesternheim durfte er ab August 1941 verwundete und auf Heimaturlaub weilende Soldaten seelsorgerisch betreuen. Seine Gesprächskreise waren bald von Gestapo-Spitzeln durchsetzt, und so kam es zur ersten Anklage wegen Feindpropaganda und Wehrkraftzersetzung. Aufgrund von Kontakten Lamperts zu der Widerstandsgruppe ter Morsche in Peenemünde wurde er wegen Spionage schließlich in einem zweiten Verfahren erneut zum Tode verurteilt.

Eine umfassende, wissenschaftlich fundierte und empfehlenswerte Darstellung zu Carl Lampert bietet der 2008 im Tyrolia Verlag Innsbruck/Wien erschienene Sammelband von Richard Gohm „Selig, die um meinetwillen verfolgt werden“.