© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/11 / 25. November 2011

Epiloge zum jüngsten Historikerstreit: Das Auswärtige Amt im Dritten Reich
Ein einziger Tag Forschung
(ob)

Auf subtile Art beendete der FAZ-Redakteur Rainer A. Blasius den im letzten Herbst hochgekochten Historikerstreit über die Rolle des Auswärtigen Amtes im Dritten Reich (zuletzt JF 16/11). Blasius berichtet über die Verleihung des „Spezialpreises Zivilcourage“, den der Deutsche Beamtenbund Frank Walter, einem Magaziner im Politischen Archiv des AA verlieh (Ausgabe vom 29. Oktober). Walter war auf der öffentlichen Vorstellung der Ergebnisse der „Unabhängigen Historikerkommission“ haltloser Kritik am Politischen Archiv entgegengetreten. Dabei erwähnend, daß, wie Blasius maliziös notiert, die Kommissionsmitglieder Eckart Conze und Norbert Frei nur einen einzigen Tag forschend im AA-Archiv verbrachten. Der Ruf dieser zeithistorischen Volkspädagogen dürfte daher endgültig ruiniert sein. Da hilft auch der jüngste Rettungsversuch Michael Mayers (Politische Akademie Tutzing) wenig (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 4-2011). Er schätzt zwar gegen die Kommission den Anteil der „alten Diplomaten in den traditionellen Abteilungen“ an der Judenvernichtung als gering ein, konzediert aber Conze und Frei, daß nicht allein die NS-Sonderreferate das Amt zur angeblich „verbrecherischen Organisation“ umbauten, sondern auch die „alten Eliten“ sich als „Teil der NS-Vernichtungsmaschinerie schuldig“ gemacht hätten.

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