© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/11 / 25. November 2011

Frisch gepresst

Weltbevölkerung. UN-Berechnungen zufolge haben wir just die Sieben-Milliarden-Menschen-Grenze überschritten. Damit hat sich die Weltbevölkerung in den letzten achtzig Jahren verdreifacht. Für 2050 prognostizieren die UN-Demographen einen weiteren Anstieg auf 9,3 Milliarden Menschen. Die New Yorker Datenbatterien weisen zugleich eine erschreckende Hilflosigkeit der internationalen Staatengemeinschaft im Umgang mit den ökonomischen und ökologischen Folgelasten der vor allem in Afrika und Asien konzentrierten Probleme des Bevölkerungswachstums aus. So haben eine Billion Dollar, die seit 1950 weltweit für „Entwicklungshilfe“ ausgegeben wurden, kaum etwas „entwickelt“ und der Malaise von Armut und Hunger vor allem in Afrika nicht im geringsten abgeholfen. In diesem globalen Rahmen diskutieren österreichische und deutsche Wissenschaftler in zumeist erfreulich differenzierter Weise die spezifischen Herausforderungen europäischer Bevölkerungspolitik, darunter auch die für „irreversibel“ eingestufte „Überalterung“ des Kontinents und die Alternativlosigkeit von Einwanderung. (ob)

Karl Husa u. a. (Hrsg.): Weltbevölkerung. Zu viele, zu wenige, schlecht verteilt? Promedia Verlag, Wien 2011, broschiert, 291 Seiten, 24,90 Euro

 

Politik und Medizin. Das 600. Gründungsjubiläum der Leipziger Universität (2009) bescherte nicht nur eine fünfbändige Festschrift, sondern auch eine Reihe von Spezialstudien. Zu ihnen gehört die Arbeit von Josef Koch über die „Wolfgang-Rosenthal-Klinik Thallwitz“ nahe Wurzen. Tatsächlich präsentiert Koch mit der Biographie des Namengebers der Klinik einen Beitrag zur Geschichte der Kieferchirurgie, die in Leipzig gegen den von Koch leider nur angedeuteten Widerstand des chirurgischen Ordinarius Erwin Payr ihre institutionelle Eigenständigkeit durchkämpfte. Nur kam Rosenthal, ein Pionier dieses Spezialfaches, nach 1933 unter die Räder der NS-Rassegesetzgebung. Die andere politische Medizingeschichte beginnt nach 1945, als die Thallwitzer Klinik, 1943 als Ausweichquartier Leipziger Uni-Kliniken von Rosenthal eingerichtet, sukzessive zum Spielball des „realsozialistischen“ Dirigismus im DDR-Gesundheitswesen wurde, dem Koch, seit 1960 in Thallwitz als Kieferchirurg tätig, „wegen politischer Nichteignung“ 1973 selbst zum Opfer fiel. (jr)

Josef Koch: Die „Wolfgang-Rosen-thal-Klinik“ Thallwitz 1943–1994. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2011, gebunden, 285 Seiten, Abbildungen, 32 Euro