© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/11 / 02. Dezember 2011

Die Akkumulation zum Großkapital ist unumgänglich
Illusion Antikapitalismus
Bernd-Thomas Ramb

Kommunisten sind gegen den Kapitalismus, eine Kinderweisheit. Ihre sozialistischen Nachfahren haben den Kampf zur Abschaffung des Kapitalismus übernommen, sehr verständlich. Verwirrend dagegen die Beobachtung, daß nunmehr auch die Neonationalsozialisten den Kapitalismus abschaffen wollen. Bislang galt doch die simple Assoziation, Sozialisten sind links, Neonazis sind rechts, also das krasse Gegenteil. Nun zeichnen sich im antikapitalistischen Kampf Allianzen ab, die das politisch korrekte Schwarz-Weiß-Denken erschüttern.

Erklären läßt sich der scheinbare Widerspruch mit der zentralen Gemeinsamkeit von National- und Internationalsozialisten – beides sind sozialistische Ideologien. Wird den Kommunisten die Vorreiterrolle in Sachen Antikapitalismus eingeräumt, sind demzufolge auch die Nationalsozialisten als Linke zu verorten. Die Gegenposition würde damit von den Befürwortern des Kapitalismus bezogen. Sie wären die eigentlichen Rechten. Die ohnedies aus dem Ruder gelaufene Links-Rechts-Orientierung ist natürlich nicht das eigentliche Problem. Eher die wirr vagabundierenden Varianten zur Definition, was überhaupt unter der Abschaffung des Kapitalismus zu verstehen ist.

Nicht gemeint ist hoffentlich die Abschaffung des Kapitals selbst. In der Historie ist dies nur dem steinzeitkommunistischen Pol-Pot-Regime in Kambodscha gelungen. Der Effekt dieses antikapitalistischen Systems waren Millionen Tote – neben den Beifallskundgebungen deutscher Neokommunisten, die später die Grünen unterwanderten. Kapital muß sein, denn darunter ist Produktionskapital zu verstehen. Ohne Produktionskapital keine Produktion und damit keine Lebensgrundlage für das Volk – unter welchem Regime immer es zu leben hat.

Auch die Akkumulation zum Großkapital ist unumgänglich, wenn große Bevölkerungen auf Massenproduktion oder die Produktion kapitalintensiver Produkte angewiesen sind. Eine Weisheit, die selbst die Linken seit dem Desaster unter Mao akzeptiert haben, der seinerzeit mit seiner Philosophie der Massenproduktion durch massenhafte Kleinunternehmen („Großer Sprung nach vorn“) den Tod von etwa 30 Millionen Chinesen zu verantworten hatte.

Der eigentliche Antikapitalismus richtet sich im Kern gegen die Eigentumsverhältnisse des Kapitals. Antikapitalismus bedeutet nichts anderes als das Streben nach Abschaffung des Kapitals im Privateigentum. Unter der alleinigen Verfügung durch den sozialistischen Staat wird der Kapitalismus dagegen kritiklos akzeptiert. Früher diente die Bezeichnung „Stamokap“ (Staatsmonopolkapitalismus) der entsprechenden Klarstellung. Die Denunziation des Privateigentums am Kapital steht auch heute im Fokus des Antikapitalismus – ohne auf die größere Effizienz dieser Eigentumsform zu achten. Wieder zurück zum Vorsitzenden Mao?

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