© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/11 / 09. Dezember 2011

Auf die Knie!
Moderne Inquisition: Der Streit um Rapper Bushido geht munter weiter
Thorsten Thaler

Bushido und kein Ende. Seit der Bambi-Verleihung am 10. November an den in vielen Medien wahlweise als „Rüpel-“ oder „Skandal-Rapper“ vorkommenden Bushido vergeht kaum ein Tag ohne neueste Aufregungen um den 33jährigen. Die Vorwürfe dabei sind immer gleich: Bushidos Texte seien „frauen- und schwulenfeindlich“, „rassistisch“, antisemitisch“, „gewaltverherrlichend“, kurz auf einen Nenner gebracht: „menschenverachtend“.

Jetzt hat der Musiker Peter Maffay, der mit Bushido und dessen Rap-Kollegen Sido für deren gemeinsames Album „23“ den Tabaluga-Song „Ich wollte nie erwachsen sein“ aufgenommen hatte, die Zusammenarbeit mit beiden abrupt beendet. Dabei hatte Maffay im November noch die Laudatio auf den Bambi-Preisträger für Integration gehalten und ihn in den Tagen danach gegen massive Angriffe verteidigt. Bushido habe sich „schon lange öffentlich zu seinen Fehlern bekannt“. Drei Wochen später folgte nun die Kehrtwende. „Obwohl sich Bushido mehrfach von diskriminierenden, gewaltverherrlichenden Inhalten distanziert hat, sind die Songs und Videos von ihm weiter im Umlauf, und er hat bisher die Konsequenz vermissen lassen, diese vom Markt zu nehmen. Genauso fehlt bis jetzt eine konkrete Aussage, auch in Zukunft auf Veröffentlichungen dieser Art zu verzichten“, teilte Maffay vergangenen Donnerstag auf seiner Internetseite mit.

Inzwischen ist die ganze öffentliche Debatte um Bushido nur noch gleichermaßen ärgerlich wie lächerlich. Man muß den in Bonn mit tunesischen Wurzeln geborenen Maulhelden weder mögen noch seine Musik hören, geschweige denn ihn und seine Texte verteidigen; das kann Bushido selbst ohnehin am besten. „Ich werde heute sicherlich nicht mehr das sagen, was ich vor zehn Jahren gesagt habe“, erklärte er bei der Bambi-Verleihung. „Und ich habe gelernt, daß das, was ich gesagt habe, falsch war.“

Doch selbst dieses klare Bekenntnis bewahrte ihn nicht vor der üblen medialen Hinrichtung am 24. November in der Talkshow von Markus Lanz – einer denkwürdigen Sendung, die nicht nur für den Gebrauchsphilosophen Richard David Precht, der neben Maffay und Sido ebenfalls in der Runde saß, die „Gestalt eines Tribunals“ hatte.

Bushido soll zu einem öffentlichen Kniefall gezwungen werden, zum Abschwören wie zu Zeiten der Heiligen Inquisition. Das ist menschenverachtend.

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