© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/11 / 09. Dezember 2011

Unfreiwillig komisch
Kommunalpolitik: FDP-Zeitschrift „Das Rathaus“
Klaus Gröbig

Wer vom Rathaus kommt, ist klüger, sagt eine Volksweisheit. Das meint, wenn man die Entscheidungen kennt, die dort getroffen wurden, blickt man besser durch. Das Rathaus – Zeitschrift für Kommunalpolitik ist das Fachorgan der Bundesvereinigung Liberaler Kommunalpolitiker (VLK) und erscheint alle zwei Monate. Die Schwerpunktthemen sind durchaus fachkundig abgefaßt, und der angehende Kommunalpolitiker der FDP profitiert von der Lektüre.

Indes, die aktuelle Ausgabe von Das Rathhaus (November/Dezember) ist – vermutlich unfreiwillig – so gestaltet, als hätte sie der ehemalige Chefredakteur der Satirezeitschrift Titanic und jetzige Spaßpolitiker Martin Sonneborn zusammengestellt. Gewiß, im Spätherbst, der Zeit des Volkstrauertages, des Totensonntags und überhaupt der Friedhofsgänge beschäftigen sich auch andere Medien mit den Themen Sterben, Friedhofskultur und Bestatterwesen (JF 46/11). Nun ist aber die FDP gerade nach dem Superwahljahr 2011 selbst in Gefahr geraten, Bekanntschaft mit diesem typischen Herbstthema zu machen, denn laut einer aktuellen Emnid-Umfrage stehen die Liberalen bundesweit derzeit bei drei Prozent.

So ist das Schwerpunktthema nicht geeignet, dem liberalen Kommunalpolitiker Trost zu spenden. In einem Beitrag wirbt der ehemalige Büroleiter Westerwelles, Helmut Metzner, diesmal nicht als Informant der US-Botschaft unterwegs, für den Beruf des atheistischen Trauerredners. Fachmann in doppelter Hinsicht ist in Sachen „Trauerhandwerk“ jedoch Rolf-Peter Lange, Mitarbeiter des führenden Erdmöbelmultis „Grieneisen“ und ehemaliger Landesvorsitzender der Berliner FDP. Lange kennt sich mit Beerdigungen bestens aus und läßt sich auf drei DIN-A4-Seiten über „Pietät, den trauernden mündigen Bürger und eigenverantwortliche Bestattungsvorsorge“ aus. Der linksliberale Lange führte 1999 nach heftigen innerparteilichen Kämpfen die FDP an Stelle seines nationalliberalen Konkurrenten Alexander von Stahl immerhin zu einem Ergebnis von 2,2 Prozent – 0,4 Prozent mehr als bei den Wahlen 2011.

Sollte die FDP in den kommenden Jahren von der politischen Bildfläche verschwinden, dann wissen Rösler, Westerwelle, Brüderle und Co. immerhin, wer für ein würdevolles Begräbnis in Frage kommen könnte.

www.das-rathaus.de

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