© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/11 / 09. Dezember 2011

Haltungsnote
Verwirrter Professor
Christian Schwiesselmann

Aus einem verzagten Arsch kann kein fröhlicher Furz kommen. Dieses deftige Lutherwort gilt, wenn es nach Horst-Alfred Heinrich geht, auch für die politische Rechte. „Wer rechtsorientiert ist, für den ist das Frohsein keine Kategorie“, meint der Passauer Professor für die Methoden der empirischen Sozialforschung im Brustton der Überzeugung.

Der Forscher, der an der Universität Gießen mit dem Thema „Politische Affinität zwischen geographischer Forschung und dem Faschismus im Spiegel der Fachzeitschriften“ 1990 zum Dr. phil. promoviert wurde, möchte den Patriotismus vom Nationalismus abgrenzen. Dazu bedient sich der ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiter im DFG-Forschungprojekt „Nationale Identität der Deutschen“ der semantischen Differenz zwischen den Wörtern „stolz“ und „froh“.

„Wenn ich ein Nationalist bin, kann ich nicht froh sein, und als Patriot kann ich nicht stolz sein“, dozierte Heinrich in der Wiener Zeitung. Bisher hätten empirische Umfragen stets einen positiven Zusammenhang zwischen Patriotismus und Nationalismus ergeben. Dieser Fehler liegt für den Anhänger des Habermasschen Verfassungspatriotismus am Parameter „stolz“. War ein Befragter stolz auf die demokratischen Institutionen, galt er als Patriot; bezog sich sein Stolz auf Deutschlands Überlegenheit im Fußball oder in der Ökonomie, stempelte man ihn zum Nationalisten ab.

Horst-Alfred Heinrich möchte nun mit einer Holzschnittsemantik den „bösen“ Stolz vom „guten“ Frohsinn scheiden. Frohsein habe eine Nähe zur Dankbarkeit für etwas, für das man nicht verantwortlich sei, meinte der habilitierte Politikwissenschaftler. Über soviel professorale Begriffsverwirrung streikt die mehrdeutige deutsche Sprache. Gegenfrage: Warum soll ein Patriot nicht stolz sein dürfen und ein Nationalist nicht froh?

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