© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/11 / 16. Dezember 2011

KPD-Genossen im Moskauer Exil: Menschenfalle Moskau
Nordlichter im Großen Terror
(ob)

Vor der weltwirtschaftlichen Depression, ausgelöst durch den New Yorker Börsenkrach 1929, flohen Zehntausende Arbeitslose ins sowjetische „Paradies der Werktätigen“. Unter ihnen auch ein deutsches Kontingent, das ab 1933 emigrierte KPD-Kader verstärkten. Die unmenschlichen Lebensbedingungen in Stalins Reich trieben viele jedoch bis 1936 zurück in die Heimat. Was den meisten das Leben rettete, denn wer blieb, geriet zusammen mit den kommunistischen Emigranten in die „Menschenfalle Moskau“ (Reinhard Müller). Das Schicksal dieser Deutschen, die der 1936 entfesselte Massenterror erfaßte, ist bald nach dem Mauerfall erforscht worden, und sogar die Rosa-Luxemburg-Stiftung finanzierte einen Band über „Todesopfer deutscher Nationalität im Großen Terror in der Sowjetunion 1937/38“. Trotzdem ist die Aufarbeitung bei weitem nicht abgeschlossen, wie der Studie der Rendsburger Historikerin Frauke Dettmer zu entnehmen ist, die sich Lebenswegen von Schleswig-Holsteinern widmet, deren Biographien durch die „Höchststrafe“ (Erschießen) endete oder die im Gulag umkamen (Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, 136-2011). Ungeachtet ideologischer Gegensätze gelang es dem deutschen Botschafter Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg noch bis 1941, fast 1.000 Deutsche den Fängen des NKWD zu entreißen.

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