© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/11 / 16. Dezember 2011

Frisch gepresst

Clausewitz. Der Vorstand der Hamburger Clausewitz-Gesellschaft lud im Juli 2004 den Referenten Generalmajor a. D. Gerd Schultze-Rhonhof wieder aus, weil Antifa-Denunzianten gegen dessen angekündigten Vortrag mobil gemacht hatten. Soviel Servilität und Feigheit gegenüber dem inneren Feind, so glaubt Olaf Rose, spreche nicht dafür, daß Soldaten, die in diesem Ungeist erzogen würden, sich „deutlich tapferer“ verhielten, sollte einst ein äußerer an die Tür klopfen. Roses Anekdote im Vorwort zu seiner Anthologie aus den Schriften des preußischen Kriegsdenkers Carl von Clausewitz stimmt schön ein auf die Siriusferne, die den Namensgeber von der Clausewitz-Gesellschaft trennt. Um diese vollends zu ermessen, lese man zuerst seine „Bekenntnisschrift“ von 1812, worin er sich lossagt von der „schamlosen Aufopferung aller Ehre des Staates und Volkes, aller persönlichen und Menschenwürde“. Da ältere Clausewitz-Anthologien wie die von Hans Rothfels und Walther M. Schering nur noch antiquarisch zu haben sind, kann man Rose für diese kleine Erinnerung an Zeiten der nationalen Selbstbehauptung nur dankbar sein. (wm)

Olaf Rose (Hrsg.): Carl von Clausewitz. Politische und militärische Schriften. Ares Verlag, Graz 2011, gebunden, 200 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro

 

Identitäten. Ein Buch mit dem Titel „Deutsche Identitäten“ weckt eine gewisse Skepsis. Denn offensichtlich geht man davon aus, daß es nicht nur eine „deutsche Identität“ gibt, sondern mehrere, was zwingend zu dem Schluß führt, daß es wohl auch „das Deutsche“ nicht gibt, jedenfalls nicht im Singular, sondern nur im Plural. Tatsächlich ist solches Mißtrauen angebracht gegenüber dem von Irene Götz vorgelegten Band. Erschwerend kommt hinzu, daß die Autorin, die einen Lehrstuhl für Europäische Ethnologie bekleidet, zwar den heute üblichen Wissenschaftsjargon beherrscht, weshalb es dauernd um „nation building“, „Konstruktion“, „Thematisierungskontexte“, „Sample“ und „Branding“ geht, ihr aber die notwendige Materialkenntnis fehlt, jedenfalls weder die historischen Ausführungen zur „Entnationalisierung nach 1945“ irgendwie überzeugen, noch die Darlegungen zur Entwicklung nach 1989, die ohne Verweis auf Botho Strauß, „Die selbstbewußte Nation“ oder die „Neue Rechte“ auskommen. (wß)

Irene Götz: Deutsche Identitäten. Die Wiederentdeckung des Nationalen nach 1989. Böhlau Verlag, Köln 2011, broschiert, 386 Seiten, 49,90 Euro

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