© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/11-01/12 / 23./30. Dezember 2011

„Metall gewordener Systemverdruß“
Anlegerwissen: Gold hat sich schon seit Tausenden von Jahren speziell in Krisenzeiten als wertstabil erwiesen
Christian Schwiesselmann

In Krisenzeiten sorgt nicht allein der Besitz von Edelmetall für ein sicheres Auskommen, sondern auch das Verfassen von Büchern über dessen Besitz. Anders kann man sich nicht erklären, daß der Kopp-Verlag nach Bruno Bandulet („Das geheime Wissen der Goldanleger“) und Thorsten Schulte („Silber – das bessere Gold“) mit Udo Ulfkotte nun einen weiteren Erfolgsautor zum Schürfen geschickt hat. Zweifellos hat dies auch mit der aktuellen Papiergeldkrise zu tun, die den Goldkurs 2011 in schwindelerregende Höhe trieb.

Wer Gold kauft, hat den Glauben an die „Kraft des Wirtschaftswachstums und den Sieg des Profits über die Pleite“ verloren, beschreibt der frühere FAZ-Journalist seine potentielle Leserschaft. Goldkäufer seien keine Hasardeure, die „mit Aktien oder Staatsanleihen maroder Staaten wie an einem Roulettetisch sitzen und zocken wollen“, so Ulfkotte. Statt dessen behielten sie einen Teil ihres Geldes lieber für sich und verwandelten es in Münzen und Barren. Aus dieser Perspektive sei „Gold nichts anderes als Metall gewordener Systemverdruß“, so der als Islamkritiker und Geheimdienst­experte bekannte Autor.

Ulfkotte nähert sich dem glänzenden „Wertspeicher“ aus geschichtlicher Perspektive. Schon vor Jahrtausenden war Gold Zahlungsmittel und Kultgegenstand zugleich, wie antike Münzfunde oder etwa die 3.600 Jahre alte goldbesetzte Himmelsscheibe von Nebra beweisen. Die Gier nach Gold hat Kriege verursacht, die Westexpansion der USA beschleunigt oder den sächsischen Porzellanerfinder Johann Friedrich Böttger beflügelt. Als Rohstoff der IT-Branche und der Schmuckindustrie ist das gelbe Schwermetall mit einem weltweiten Vorkommen von rund 155.000 Tonnen ein knappes Gut. Antike wie moderne Staaten haben auch deshalb mehrfach ihre Währungen an Gold gekoppelt, um sie stabil zu halten. Erst die Abschaffung des Goldstandards – Ulfkotte zitiert hier Alan Greenspan, den Ex-Chef der US-Notenbank Fed – „ermöglichte es den Verfechtern des Wohlfahrtsstaates, das Banksystem für eine unbegrenzte Kreditausweitung zu mißbrauchen“.

Spannend wird es, wo Ulfkotte Fragen nach dem deutschen Staatsgold stellt. Der mit 3.400,9 Tonnen Gold (2010) zweitgrößte Goldbestand der Welt lagert nämlich nur zu einem kleinen Teil in den Bundesbanktresoren. Den Großteil der Goldreserven hatte die Bundesrepublik Ende der sechziger Jahren treuhänderisch an die Fed, die Bank of England und die Banque de France ausgelagert, nicht zuletzt um die Stationierung der Besatzungstruppen abzugelten. Im Falle des Euro-Zusammenbruchs dürften die Deutschen ihr Gold nie wiedersehen, mutmaßt Ulfkotte. Ein Menetekel für ein Land, das de jure volle Souveränität genießt, aber laut Wolfgang Schäuble nach 1945 de facto nie souverän war.

Alles in allem ist Ulfkotte ein flott lesbares Kompendium über das Krönungsmetall gelungen, das Goldinteressierten als Einstiegsdroge dienen kann. Besonders nützlich ist die Zusammenschau über die wichtigsten Goldmünzen – vom südafrikanischen Krügerrand, dem Wiener Philharmoniker über den US-„Gold Eagle“ bis hin zum chinesischen Gold-Panda oder der deutschen 20-Euro-Münze. Ulfkotte verabreicht seine Droge in homöopathischen Dosen und vergißt nicht, auf die Gefahren des Rausches hinzuweisen. Am Ende offenbart er sein „Geheimwissen“ um einen langfristig steigenden Goldpreis, verschweigt aber „goldig“ alle Quellen und Literaturangaben seines Buches.

Udo Ulfkotte: Mit Gold durch die Krise – Alles, was Sie wissen müssen. Kopp-Verlag, Rottenburg 2011, gebunden, 123 Seiten, 12,95 Euro.

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