© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/11-01/12 / 23./30. Dezember 2011

Neoliberalismus: Gestärkt aus der Krise hervorgegangen
Bankenreformen unwahrscheinlich
(dg)

Für die auch 2012 virulente „Finanzkrise“ trügen die neoliberal konditionierten Bankkonzerne die Hauptverantwortung. Trotzdem gingen sie aus dieser Katastrophe gestärkt hervor, da die Verluste durch die Inhaftungnahme europäischer Steuerzahler weitgehend sozialisiert wurden. Schon 2010 seien die „alten Praktiken“ des Risikoinvestments oder megalomaner Boni-Zahlungen wieder in Kraft gewesen, während überall der Sozialstaat abgebaut und Ausgaben der öffentlichen Hand beschnitten worden seien. Und dieses „lange Leben des Neoliberalismus“, so behauptet Coulin Crouch (Blätter für deutsche und internationale Poltik, 11-2011), werde die Weltwirtschaft auch des 21. Jahrhunderts bestimmen. Angestoßen von „Deregulierungs“-Maßnahmen in den USA während der 1990er habe sich auf den Finanzmärkten ein „parasitäres System“ etabliert, das „Wohlstand für alle“ durch systematische Privatverschuldung verspreche, das aber, mit den USA und Großbritannien an der Spitze, den Graben zwischen vielen Armen und wenigen Reichen in historisch unvergleichlicher Weise vertiefe. Das zukunftstaugliche Modell eines zweigeteilten Bankensystems, das Spekulationsgeschäfte mit dem Geld von Sparern und Mittelständlern untersagt und sie nur für das Kapital großer Privatanleger erlaubt, habe aufgrund des politisch neu gefestigten Neoliberalismus kaum eine Chance. (dg)

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