© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/12 06. Januar 2012 fritzbook Über Fritz Auch dreihundert Jahre nach seiner Geburt ist Friedrich II. von Preußen – der Große – der unübertroffene Star unter den deutschen Königen: Keiner gilt als facettenreicher in seinen Talenten, keiner wurde mit so widersprüchlichen Attributen versehen wie der Philosophen- und Feldmarschall-König, der Aufklärer und Vabanquespieler. Bevor auf den Seiten 12, 14, 19 bis 21 Leben und Werk beleuchtet werden, leitet die JUNGE FREIHEIT das Preußenjahr 2012 mit einer königlichen Seite des fiktiven Online-Netzwerks „fritzbook“ ein. Johann Friedrich Adolf von der Marwitz „Sah Friedrichs Heldenzeit und kämpfte mit ihm in all seinen Kriegen. Wählte Ungnade, wo Gehorsam nicht Ehre brachte.“ Grabinschrift des Kommandeurs Seiner Majestät Gendarmes, der sich gegen Ende des Siebenjährigen Krieges geweigert hatte, auf Friedrichs Befehl das sächsische Schloß Hubertusburg zu plündern.
gefällt das Thomas Mann „Er wurde legendär bei lebendigem Leibe. Von nun an hieß er ‘Der alte Fritz’ – ein schauerlicher Name, wenn man Sinn fürs Schauerliche hat; denn es ist wirklich im höchsten Grade schauerlich, wenn der Dämon populär wird und einen gemütlichen Namen erhält.“
gefällt das nicht Heinrich Ritter von Srbik „Friedrich II. ist der große Zerstörer des Reiches und seiner habsburgisch-österreichischen Spitze geworden. Aus dem Zwitterwesen zwischen Kurfürstentum und Königtum hat Friedrich einen Willensstaat mit lebendigstem Machttrieb geschaffen; einen Staat, der das Wesen des Reichs vernichten mußte, wenn er weiterwachsen wollte.“
gefällt das Hans-Joachim Schoeps „Die Schmähworte wie ‘Raubpolitiker’, ‘Militarist’, ‘Imperialist’ greifen bei diesem Menschen großer Spannungen und Gegensätze ebenso zu kurz und treffen daneben wie die patriotischen Verherrlichungen ohne Maß und Perspektiven. (...) Preußen, das von allen modernen Staaten mit die wenigsten Kriege geführt hat, für die zentrale Brutstätte des Militarismus zu halten, ist eine geschichtsferne Legende.“
gefällt das Theodor Schieder „Ehre verstand Friedrich der Große wohl in erster Linie als Standesethos der Fürsten, er verschmolz diesen Gedanken aber mit dem Staatswohl und tat damit einen für die Geschichte des politischen Denkens wichtigen Schritt.“
Pinnwand Mein Essen „Alle Kultur kommt aus dem Magen“ Friedrich befahl wegen einer Hungersnot 1746 den Anbau der Kartoffel, ließ das Saatgut kostenlos verteilen und drohte mit Strafe, wenn nicht jeder Acker ausgenutzt würde.
Meine Regierungsinstrumente Fritzstock „Es heißt, daß wir Könige auf Erden die Ebenbilder Gottes seien. Ich habe mich daraufhin im Spiegel betrachtet. Sehr schmeichelhaft für den lieben Gott ist das nicht.“ Flöte Friedrich, begeisterter Flötist, komponierte insgesamt vier Konzerte und 122 Sonaten für Flöte. Sein Instrument nannte er „principessa“.
Mein Laster – und Lebensretter Schnupftabak Tabakrauchen war für Friedrich ein „Exorzismus“, den er – anders als sein Vater – ablehnte. Er bevorzugte „tabac on poudre“. Eine Schnupftabakdose rettete ihm in der Schlacht von Kunersdorf das Leben, als eine Kugel an ihr abprallte.
Meine Eroberungen Als Friedrich 1786 im Alter von 74 Jahren starb, hatte er fast ein halbes Jahrhundert regiert. In dieser Zeit hatte sich das Staatsgebiet von 119.000 auf 195.000 Quadratkilometer ausgedehnt. Die Bevölkerungszahl war von rund zwei auf über fünf Millionen Einwohner gestiegen. Preußen war von der Peripherie in die Mitte der europäischen Mächte gelangt.
Endlich zu Hause In seinem Testament hatte Friedrich verfügt, er wolle in aller Stille nachts in der Gruft von Schloß Sanssouci beerdigt werden. Sein Nachfolger ließ ihn jedoch in der Potsdamer Garnisonskirche beisetzen. 205 Jahre später – nach kriegsbedingter Umbettung und westdeutschem „Exil“ – kam man seinem Wunsch am 17. August 1991 nach.
Freunde „Hunde haben alle guten Eigenschaften des Menschen, ohne gleichzeitig ihre Fehler zu besitzen.“ Wilhelmine von Preußen Lieblingsschwester Voltaire Philosoph Peter III. Zar von Rußland
Feinde Maria Theresia Erzherzogin von Österreich Elisabeth I. Zarin von Rußland
Lebenslauf 24. Januar 1712 Geboren in Berlin als Sohn des Kronprinzen Friedrich Wilhelm und der Prinzessin Sophie Dorothea. 5. August 1730 Versuchte „Fahnenflucht“; anschließend kurzzeitige Inhaftierung in der Festung Küstrin. Februar 1732 Regimentschef in Ruppin. 12. Juni 1733 Heirat mit Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern auf Schloß Salzdahlum bei Wolfenbüttel. 1739 Erste größere literarische Arbeit, der Antimachiavell. 31. Mai 1740 Tod Friedrich Wilhelms I. und Regierungsantritt Friedrichs II. 20. Oktober 1740 Tod Kaiser Karls VI. Seine Tochter Maria Theresia wird österreichische Erzherzogin. 1740 bis 1742 Erster Schlesischer Krieg. Friedrich besetzt am 3. Januar 1741 Breslau. 1744 bis 1745 Zweiter Schlesischer Krieg. Am 4. Juni 1745 siegt das preußische Heer bei Hohenfriedberg über die Österreicher. 1745 bis 1747 Bau des Schlosses Sanssouci in Potsdam. 10. Juli 1750 Der französische Philosoph Voltaire trifft am Hofe Friedrichs ein. Drei Jahre später verläßt er Preußen im Streit. 1756 bis 1763 Siebenjähriger Krieg. 15. Februar 1763 Friede von Hubertusburg. Im Dezember schließt Friedrich seine Geschichte des Siebenjährigen Krieges ab. 5. August 1772 Erste polnische Teilung: Preußen erhält Westpreußen. Seitdem lautet der Titel „König von Preußen“ statt „König in Preußen“. 1786 Tod Friedrichs in Sanssouci. |