© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/12 06. Januar 2012

Meldungen

Individuelles Seelenheil aus der Biochemie?

STUTTGART. Bis zu 60 Prozent der bei Depressionen verordneten Pharmaka bringen keine Heilung. Psychiater erklären dies mit ihrer unspezifischen Wirkungsweise. Die neurophysiologischen und biochemischen Ursachen einer seelischen Störung sind sehr individuell bedingt, so daß Diagnose und Therapie nach Patientengruppen differenziert werden müssen. An einer personalisierten Medizin und Nischen-Präparaten arbeiten Forscher des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie seit Jahrzehnten. Ihre Erfolge, ebenso die von Kollegen in den USA, sind indes noch bescheiden, wie Christian Wolf berichtet (Geist&Gehirn, 12/11). Bei der Depression sei mit einem Einzug in die klinische Praxis „in naher Zukunft“ nicht zu rechnen, bei der Schizophrenie stecke man sogar erst in den Anfängen. (ck)

 

Regenwald: Druck auf die Biotope der Orang-Utans

BERLIN. Die zwischen Indonesien und Malaysia aufgeteilte Insel Borneo war einst zu 95 Prozent mit Regenwald bedeckt. Derzeit sind es noch knapp 50 Prozent. Zum Motor der Abholzung ist die Palmölindustrie geworden, deren Plantagen den Regenwald verdrängen. Hauptabnehmer ihrer Produktion sind die asiatischen Nachbarn und die EU. Aufgrund der weltweiten Nachfrage nach Palmöl, das inzwischen auch als Biodiesel Verwendung findet, soll die Ernte bis 2030 um das Doppelte steigen. Damit, so sagt Alexandra Diezemann in Mensch und Tier (4/11) vorher, würden fast alle Wälder des südostasiatischen Raums sterben. Und mit ihnen die auf Borneo und Sumatra heimischen Menschenaffen, von denen ohnehin nur mehr etwa 30.000 Orang-Utans in arg reduzierten Lebensräumen existieren. (kn)

 

Grundwasser: Schutz durch EU verbessert

BONN. Die Grundwasserverordnung (GrwV) transformiert die EU-Richtlinie 2006/118/EG in deutsches Recht. Sie legt Kriterien für Grundwasserkörper fest und stuft den Wasserzustand ein. Sie dient der Begrenzung von Schadstoffeinträgen und vereinheitlicht die Überwachung. Wie Lutz Keppners GrwV-Erläuterungen (Grundwasser – Zeitschrift der Fachsektion Hydrogeologie 2011) belegen, wäre dies auch ohne Brüssel möglich gewesen. Einziger Vorteil der EU-Zuständigkeit sei, daß die Richtlinie an die Überschreitung von Schwellenwerten „nachprüfbare Maßnahmen“ knüpfe. Besseren Grundwasserschutz hätte aber auch eine in alleiniger Regie des Bundesumweltministeriums erarbeitete Verordnung verfügen können. (li)

 

Erkenntnis

„Freiheit ist wesentlich, um Raum für das Unvorhersehbare und Unvoraussagbare zu lassen.“

Friedrich A. von Hayek (1899–1992)

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