© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/12 13. Januar 2012

Lesereinspruch

Zungenschlag

Zu: „Ein Roman der Verstrickungen“ von Oliver Busch (JF 52/11–1/12)

Es ist zu hoffen, daß die Rezension von Jürgen Trimborns zeitgeistig wohlfeilem Verdikt über Arno Breker nicht das einzige Wort in der JF über diesen Künstler bleibt, weil auch diese Kritik ebenfalls „mit Zungenschlag“ vorgenommen wurde. Das ist immer unseriös. Ohne flottes Vorweg-Bekenntnis zu Teilen der „Political Correctness“ scheint nichts mehr zu gehen.

Warum schreibt der Rezensent „Michelangelo des Dritten Reichs“? Hier wird eine fremde Wertung als die eigene ausgegeben und durch den Zusatz in ihr Gegenteil verkehrt. Warum heißt es ohne Begründung, Brekers Teilautobiographie sei „inszeniert“? Vollkommen ausgeblendet bleibt, daß es sich bei Breker um eine Künstlerpersönlichkeit handelte; und er sollte auf Aufträge verzichten, die ihm allein der Staat bieten konnte?

Die ungewöhnlich große Zahl von Freunden unter den Künstlern Frankreichs hat Arno Breker unberührt vom Wechsel der Zeit neidlos gewürdigt, anders als das verlegen schweigende Nachkriegsdeutschland. Niemand kannte ihn wohl besser als sie.

Gudrun Schlüter, Münster