© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/12 13. Januar 2012

Frisch gepresst

Schleswig-Holsteiner. Da die öffentlichen Kassen nicht zuletzt wegen Europa & Einwanderung leer sind, soll gespart werden. Die schwarz-gelbe Kieler Koalition blickt dabei gern auf das Kürzungspotential ihres Kulturetats. Auch wenn man dort relativ geringe Effekte erzielt, wird munter gestrichen. So auch die Stelle eines Redakteurs, der in der Landesbibliothek das vor 50 Jahren begonnene „Biographische Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck“ betreute. Mit dem Erscheinen des 13. Bandes schließt das Unternehmen daher seine Pforten. In diesem letzten und dicksten Band spiegelt sich noch einmal das bunte Spektrum einer 800jährigen Landesgeschichte. Konservative wie der Schriftsteller Hans Friedrich Blunck, der Zivilrechtler Karl Larenz oder der Diplomat Ulrich von Brockdorff-Rantzau werden ebenso ausführlich gewürdigt wie der linksliberale Jurist Hermann Kantorowicz oder der nach 1933 recht widerspenstige Schauspieler Günther Lüders. Und als eine der schillerndsten Gestalten unter den 123 Biogrammen erregt gewiß Ernst Szymanowski als „Pastor, Propst, SS-Sturmbannführer“ sofort die Neugierde des zeithistorisch interessierten Lesers. (dg)

Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck, Band 13. Wachholtz Verlag, Neumünster 2011, 538 Seiten, Abbildungen, 32 Euro

 

Deutsche Katastrophe. Er verwüstete das Land zwischen Holstein und Ungarn, zwischen Lothringen und Schlesien. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation war spätestens danach politisch ausgeschaltet und zersplittert, weite Regionen in der Mitte Europas entvölkert. Die Folgen des Dreißigjährigen Krieges sollten viel länger als die totale Niederlage und Zerstörung des Deutschen Reiches 1945 die Nation prägen. Der Wiener Historiker Helmut Neuhold hat den Ablauf dieses Krieges, der sich vom Religionsfeldzug zum innerdeutschen Hegemonialkonflikt entwickelte und in dem Deutschland in der letzten Kriegshälfte praktisch nur noch als völlig verheertes Schlachtfeld der europäischen Mächte Frankreich und Schweden herhalten mußte, in der kurzen und prägnanten Form des historischen Handbuchs nacherzählt. Insofern ist sein Beitrag – auch wegen des unverschämt günstigen Preises – selbst im Zeitalter von Wikipedia empfehlenswert. (bä)

Helmut Neuhold: Der Dreißigjährige Krieg. Marix Verlag, Wiesbaden 2011, gebunden, 224 Seiten, 5 Euro