© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/12 13. Januar 2012

Umwelt
Intelligenter Rabenvogel
Volker Kempf

Auf die Zerstörung des Lebensraumes für Wildtiere machen der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) seit 1971 mit der Kür eines „Vogels des Jahres“ aufmerksam. In diesem Jahr ist es die Dohle (Corvus monedula). Sie sei der kleinste Vertreter der Rabenvögel und „eine der intelligentesten heimischen Vogelarten“, so Nabu-Vizepräsident Helmut Opitz. Ursprünglich sei die Dohle ein Steppenbewohner gewesen und habe sich an Siedlungsräume angepaßt. Allerdings würden den 100.000 Brutpaaren in Deutschland die Mauernischen rar. In der Folge befinde sich die Dohle in mehreren Bundesländern auf der Vorwarnstufe für vom Aussterben bedrohte Tierarten. Wie der 460.000 Mitglieder und Förderer zählende Nabu wählen mittlerweile Umweltbewegte ihr Tier oder ihre Pflanze des Jahres.

Das gilt ohne Anspruch auf Vollständigkeit für die Freunde der Fische, der Weichtiere, der Lurche, der Insekten, der Spinnen, der Höhlentiere, der Bäume, der Blumen, der Pilze, der Flechten, der Moose, der Algen, der Orchideen, der Heilpflanzen, der Gemüse, der Wildtiere, der seltenen Haustierrassen und der Stauden. Diese sind ökologisch nicht minder wichtig, stehen nur weniger im Zentrum der Aufmerksamkeit. Sogar eine Flußlandschaft des Jahres 2012/2013 gibt es: Die im Eichsfeld entspringende Helme, ein 65 Kilometer langer Zufluß des Saale-Nebenflusses Unstrut. Damit wollen die Naturfreunde Deutschlands auf die ökologische, ökonomische und soziokulturelle Bedeutung von Flüssen hinweisen. Probleme macht den Naturschützern der Flächenverbrauch. Aber auch die derzeitig massive Ausweitung der Windkraftnutzung bereitet Probleme für Tiere und Landschaften. Es wäre ein Irrtum, von der Straßenbau- auf die Windkraft­euphorie umzuschwenken und darin das Heil in der Zukunft zu erblicken. Euphorie überhaupt macht folgenblind.