© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/12 20. Januar 2012

Blick in die Medien
Präventiver Internet-Markenschutz
Toni Roidl

Der internationale Finanzinvestor Blackstone ist nicht gerade ein beliebtes Unternehmen, sondern eher die Sorte, die gerne als „Heuschrecke“ verschrien ist. Besonders im Internet werden solche Firmen zur Zielscheibe von Kritik und Spott.

Das ist allerdings schlecht fürs blitzblanke Image. Um keinen Schatten auf die kostbare Marke fallen zu lassen, greifen die Blackstone-Manager zu einer neuen Strategie. Der Konzern sichert sich Internetadressen, die das Unternehmen verhohnepipeln, zum Beispiel www.blackstonesucks.com (in etwa: „Blackstone taugt nichts“). Der Konzern nennt das „präventiven Markenschutz“.

Nicht nur Kapitalisten, auch Kommunisten sind besorgt wegen ihres Erscheinungsbildes und greifen zum selben Mittel, um ihre „Marke“ zu schützen. Als Bayern Mitte letzten Jahres ankündigte, eine Internetkampagne gegen Linksextremismus zu starten, zögerte die einschlägige Klientel nicht lange und sicherte sich die Adresse www.bayern-gegen-linksextremismus.de.

Domaininhaber ist der „Antifa-Journalist“ Tobias Bezler. Seitdem werden Besucher der Seite Bayern-gegen-Linksextremismus automatisch auf einen Blog aus dem linksextremen Spektrum verlinkt, auf dem in typischen Pamphleten gegen den „Extremismusbegriff“ gewettert wird, der auch Linksextremisten einschließt. Das Vorgehen ist schlau – die Reaktion ist mau: Dem Land Bayern ist es bislang nicht gelungen, oder es hat nichts unternommen, um die Adresse zurückzuerhalten. Es gibt sich mit einer Ausweichadresse zufrieden.

Bei ideologischen Motiven ist allerdings sowieso nicht damit zu rechnen, daß der weitsichtige Adressenkäufer die URL gegen Gebühr wieder herausgibt, wie das gewiefte Domainhändler gerne als Geschäftsmodell praktizieren. Die besten Gewinne würde dafür wohl die Adresse Ortsname-gegen-rechts.de versprechen.

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