© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/12 27. Januar 2012

Solidaritätskundgebung für die ungarische Regierung
Weggeschaut
Jan Mainka

Bei der größten Demonstration der jungen ungarischen Demokratie am letzten Sonnabend erhoben Hunderttausende Teilnehmer ihr Wort. Sie protestierten nicht zuletzt gegen die seit Beginn der konservativen Regierung Viktor Orbáns verschärfte und besonders in letzter Zeit immer intensivere tendenziöse, parteipolitisch gefärbte Berichterstattung westlicher Medien über Ungarn. Nur Stunden später sollten diese Medien erneut eine Rechtfertigung der ungarischen Proteste gegen ihre ideologiegeleitete Arbeitsweise liefern.

Während westliche Berichterstatter nur drei Wochen zuvor eine wesentlich kleinere Kundgebung der linken Opposition vor der Budapester Oper derart hymnisch hochgejubelt hatten, daß man als unbedarfter Medienrezipient schon die Totenglöckchen der Orbán-Regierung läuten hörte, hatten die wackeren Vertreter der von ihnen selbst hochgelobten westlichen Meinungsfreiheit bei der EU-kritischen Großkundgebung nur Ignoranz und höchstens ein paar übelwollende, diffamierende Bemerkungen übrig – was man dieser Tage in Sachen Orbán-Ungarn in bundesdeutschen Redaktionen halt so unterkriegt. Meinungspluralismus, objektive Berichterstattung – erneut Fehlanzeige!

 

Jan Mainka ist Chefredakteur und Herausgeber der „Budapester Zeitung“ und der englischsprachigen „Budapest Times“.

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