© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/12 27. Januar 2012

Lesereinspruch

Einmarschbereit

Zu: „Die Mär von der sowjetischen Intervention“ von Tadeusz Nieznański (JF 3/12)

Den Artikel kann ich nicht nachvollziehen. Ich war selbst im Jahr 1981 im Grundwehrdienst der Nationalen Volksarmee (NVA) an der polnischen Grenze bei Ueckermünde. Wir hatten wenige Tage vor der Proklamation des Kriegsrechtes einen Großalarm und zogen in den sogenannten K-Raum – den Wechselkonzentrierungsraum. Wir hatten keine Ahnung, was der Grund war – normalerweise wurden Übungen immer vorher angekündigt – dieser Alarm war nicht angekündigt. Wir wohnten tagelang in Zelten bei eisiger Kälte. Westliche Radiostationen, die nur über Mittel, Kurz- und Langewelle empfangbar waren, wurden gestört.

Wir bekamen im Feldlager nur das FDJ-Zentralratsorgan Junge Welt. Am Tag nach der Kriegsrechtsproklamation wußten wir endlich Bescheid. Uns wurde von Vorgesetzten ganz offen mitgeteilt, daß, wenn jetzt die Lage nicht ruhig bleibt, wir nach Polen einmarschieren und das Weihnachtsfest dort feiern würden. Wir sind nach etwa einer Woche wieder in die Kasernen zurückgekehrt und hatten noch Ausgangs- und Urlaubssperre bis Mitte Januar 1982.

Felix Zimmermann, Osnabrück

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