© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/12 27. Januar 2012

Säbelrasseln im Südatlantik
Dissonanzen um Falklandinseln: Großbritannien rügt Blockadepolitik der Mercosur-Staaten und droht mit Truppenentsendung
Johannes Kaiser

Dreißig Jahre nach Ende des Falklandkrieges hat der Streit zwischen Argentinien und Großbritannien einen neuen Höhepunkt erreicht. Bereits Ende des Jahres hatte der britische Premier David Cameron die Blockade der Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Uruguay, Paraguay und Venezuela für Schiffe mit „illegaler“ Falkland-Flagge als „ungerechtfertigt und kontraproduktiv“ kritisiert. Nach einer Sitzung des Sicherheitsrates hat Cameron nun nochmals die Entschlossenheit Großbritanniens zur Verteidigung der Inseln hervorgehoben und eine Verstärkung der bisherigen Truppenpräsenz (ein Zerstörer, 500 Mann Infanterie, vier Eurofighter Typhoon sowie zwei Sea-King-Hubschrauber) angekündigt.

Die Größe der Verstärkungstruppe ist bisher unbekannt. Als sicher gilt aber, daß auch Prinz William in den Südatlantik abkommandiert wird – eine klare Warnung für jene, die daran zweifeln, daß Großbritannien bereit sei, die Inselgruppe mit allen Mitteln zu verteidigen.

Die Falklands (Malvinas), eine Inselgruppe südlich von Argentinien, die im Jahr 1833 von Großbritannien besetzt wurde und von 3.000 britischen Staatsbürgern (Kelpers) bewohnt wird, sind seit jeher ein Zankapfel zwischen London und Buenos Aires. Der bilaterale Streit gipfelte im Jahr 1982 im Falk-landkrieg, der mit einer Niederlage der argentinischen Invasionstruppen endete.

Stand Großbritannien damals nur Argentinien gegenüber, hat sich die Situation durch die Geschlossenheit der Mercosur-Staaten und deren assoziierten Mitgliedern, zu denen Chile gehört, deutlich verändert. Im Zentrum steht dabei das neue Selbstbewußtsein Südamerikas im Kampf um Bodenschätze.

Nicht nur das Öl, das in den Gewässern rund um die Falklands vermutet wird, vor allem der Anspruch auf riesige Gebiete in der Antarktis beflügeln die Widersacher. Es geht um Erdöl, Erdgas, Kohle, Nickel, Kobalt, Kupfer, Chrom, Gold, Platin, Eisen, Titan, Uran, Mangan oder Zink. Diese Vorkommen könnten, nachdem der antarktische Vertrag im Jahr 2041 ausläuft, ausgebeutet werden.

Den Kelpers geht es eher um das Recht auf Selbstbestimmung. Ein Recht daß von der britischen Regierung dankbar aufgenommen wird. Entsprechend erklärte Cameron der Times, daß die „Ansprüche Argentiniens eine kolonialistische Natur hätten, da sie den erklärten Willen der Bewohner der Falklands mißachteten, weiterhin Teil Großbritanniens zu bleiben“.

Dies wies Argentiniens Außenminister Héctor Marcos Timerman zurück und erklärte selbstbewußt, daß „die Vereinten Nationen das Selbstbestimmungsrecht der Kelpers nicht anerkennen würden, da nur Länder und nicht die Falkländer, als Partei in einer internationalen Verhandlung zugelassen seien“.

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