© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/12 27. Januar 2012

Grüße aus Madrid
Königlicher Unmut
Michael Ludwig

In den Redaktionen der spanischen Medien wird derzeit neben der desolaten wirtschaftlichen Lage des Landes vor allem eine Frage abgehandelt – wo befindet sich augenblicklich der Herzog von Palma? Hinter dem schmucken Titel verbirgt sich Inaki Urdangarin, der 44jährige Schwiegersohn von König Juan Carlos.

Vor knapp zwei Monaten vermutete man den Ex-Handballprofi, der mit der Infantin Cristina und den vier gemeinsamen Kindern in den USA lebt und sich seit seiner Hochzeit „Duque“ nennen darf, zu Besuch bei seinem kranken Vater in Nordspanien. Trotz einem Riesenaufgebot neugieriger Journalisten bekam niemand den Gesuchten zu Gesicht. Dann hieß es, er sei im katalanischen Girona, wo Urdangarins Familie ein Haus besitzt. Abermals Fehlanzeige.

Jetzt hallte es durch die Gänge der Fernsehsender, Rundfunkanstalten und Zeitungen, er sei mit dem Flugzeug in Barcelona gelandet, um mit seinem Anwalt seine Verteidigung vorzubereiten. Denn am 25. Februar muß der Herzog von Palma auf Mallorca vor Gericht erscheinen, um zu den gegen ihn erhobenen Betrugsvorwürfen Stellung zu nehmen. Aber Urdangarin bleibt bis zum heutigen Tag ungesehen. Mit einem gewissen Recht könnte man ihn als den Richard Kimble des spanischen Königshauses bezeichnen.

Hintergrund dieser außergewöhnlichen Geschichte ist das Geschäftsgebaren des aus dem Baskenland stammenden Sportlers. Zwischen 2004 und 2006 war er Geschäftsführer der gemeinnützigen Stiftung Noos, die gegen Bezahlung Veranstaltungen in Sachen Sport und Tourismus ausrichtete und gerne Gutachten erstellte, auch wenn deren Inhalte eher mager ausfielen. Über vier Millionen Euro soll Urdangarin in die eigene Tasche gewirtschaftet haben, nicht nur zum Ärger der krisengebeutelten Spanier, auch Juan Carlos zeigte sich empört. Offensichtlich hatte der Monarch geahnt, was auf die Familie zukam, und zog die Notbremse – er verbannte, so ist zu vermuten, den Schwiegersohn 2009 in die USA.

In einer TV-Ansprache betonte der inzwischen 75 Jahre alte König, er habe „vollen Respekt“ vor den Mühlen der Justiz und im übrigen seien „vor dem Gesetz alle gleich“. Und einmal in Fahrt gekommen, machte er einen Tag später die Höhe der königlichen Gehälter öffentlich: Der Senior erhält eine Apanage von jährlich 292.752 Euro, Kronprinz Felipe die Hälfte. Beide Summen werden mit 40 respektive 37 Prozent versteuert.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen