© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/12 27. Januar 2012

Öffentliche Sicherheit und ihre mediale Verzerrung
Subjektive Wahrnehmungsprozesse
(pn)

Auch wenn Mexiko-Stadt oder São Paulo noch langen keinen Maßstab bildeten, führten spektakuläre Gewalttaten im Verkehrsnetz deutscher Großstädte – speziell in München oder Berlin machten Vorfälle Schlagzeilen – zu keiner wesentlichen Verschlechterung des Sicherheitsempfindens unter den Fahrgästen. Kein Wunder, denn nach Ansicht des Aachener Geographen Marius Otto weichen am Beispiel der Münchner S- und U-Bahnen die „Kriminalitätskonstruktionen der Medien“ kraß von der tatsächlichen Sicherheitslage ab (Berichte zur deutschen Landeskunde, 2-2011). Überhaupt sei das Sicherheitsempfinden relativ, da sozial determiniert. Statistische Auswertungen zeigten, daß „je höher das Bildungsniveau ist, desto seltener von einer zunehmenden Kriminalität ausgegangen wird“. Daß die höheren Stände auch weniger die öffentlichen Verkehrsmittel nutzten, beachtet Otto in dem an seine Master-Arbeit von 2009 angelehnten Aufsatz freilich genausowenig wie er eine Erklärung dafür hat, daß Frauen aus allen Schichten „bestimmte Fahrten“ mit U- und S-Bahn lieber meiden. Einen objektiv meßbaren Krimininalitätsanstieg zumal durch ausländische Gewalttäter leitet Otto daraus jedenfalls nicht ab, da für ihn Unsicherheit „letztendlich das Ergebnis vieler subjektiver Wahrnehmungs- und Kommunikationsprozesse ist“. (pn)

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