© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/12 03. Februar 2012

Zeitschriftenkritik: Geschichte & Wissen kompakt erklärt
Hitlers Stammbaum
Werner Olles

Im „Dritten Reich“ waren sie ein Tabu: Familie, Herkunft und Abstammung des „Führers“ wurden verschleiert, verleugnet, totgeschwiegen. Fragen danach waren Adolf Hitler ungemein lästig, um so mehr machten Gerüchte die Runde, ob der deutsche Diktator möglicherweise sogar jüdische Vorfahren hatte. Das zweimonatlich erscheinende Magazin „Geschichte &Wissen kompakt erklärt“ versucht nun in seiner aktuellen Ausgabe (Januar/Februar 2012), den Rätseln und Geheimnissen um die familiären und privaten Beziehungen Hitlers auf den Grund zu gehen – zum Glück nicht in Guido-Knopp-Manier, sondern auf seriöse Art. So kann der Leser beispielsweise Hitlers Stammbaum bis ins Jahr 1725 zurückverfolgen und erfährt einiges über die Anstrengungen der alliierten Kriegsgegner, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln eine Analyse seines Charakters und seines Verhaltens sowie seines Privatlebens zu erstellen. Dabei hatte Hitler bereits entscheidende Facetten seiner Familiengefühle offenbart, als er gestand, von Familiengeschichte „keine Ahnung“ zu haben und sich selbst auf diesem Gebiet als „Allerbeschränktester“ bezeichnete: „Ich bin ein vollkommen unfamiliäres Wesen, ein unsippisch veranlagtes Wesen.“

Neben der psychologischen Kriegsführung vor allem der Briten und Amerikaner, die danach trachteten, den Hintergrund seiner Sippe, seiner Jugend und Vergangenheit zu erhellen, kursierten im Reich selbst Gerüchte, daß Hitler väterlicherseits jüdischer Abstammung sein könnte. Sein ehemaliger Anwalt, der spätere Reichsminister und Generalgouverneur für Polen, Hans Frank, wollte in seinen Memoiren jedenfalls nicht völlig ausschließen, daß Hitlers Großvater Jude gewesen sein könnte. Für den Historiker Joachim Fest stand daher fest, daß „kaum eine Erscheinung der Geschichte sich so gewaltsam, mit so pedantisch anmutender Konsequenz stilisiert und im Privatleben unauffindbar gemacht (hat).“

Über die „Nationalpolitischen Erziehungsanstalten“, kurz Napola, berichtet ein weiterer Beitrag. In ihnen sollte die künftige Elite des Reiches mit militärischem Drill und ideologischen Schulungen zu den preußischen Tugenden Mut, Pflichtbewußtsein und Schlichtheit erzogen werden. Bis Kriegsende wurden 43 Schulen gegründet, drei für Mädchen. Die NPEA, wie sie offiziell hießen, knüpften bewußt an die preußische Tradition der Nachwuchs-Elitebildung für das Offizierskorps an und wollten so einen „neuen Geist“ schaffen. Doch nahm ab 1940 der direkte Einfluß der SS stetig zu. So wurde unter anderem der Religionsunterricht abgeschafft und anstelle der Konfirmation die nationalsozialistische Waffenleite gefeiert.

Nachdem Adolf Hitler den 1. Mai 1933 zum „Tag der nationalen Arbeit“ und damit zum Feiertag erklärt hatte, installierte das Regime nur wenige Tage später die Deutsche Arbeitsfront (DAF) als Nachfolgerin der Gewerkschaften. Mit rund 25 Millionen Mitgliedern war sie die weltweit größte Arbeiterorganisation mit eigener Verfassung und Verwaltung.

Kontakt: Pabel Moewig Verlag. Karlsruher St. 31, 76437 Rastatt. Das Einzelheft kostet 3,50 Euro.

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