© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/12 03. Februar 2012

Ein Bischof stellt sich stur
Augsburg: Schreibverbot für Pfarrer Oblinger
Thorsten Thaler

Die Entscheidung steht, und an dieser Entscheidung ändert sich auch nichts.“ Die Ungeduld in der Stimme von Markus Kremser ist deutlich herauszuhören. Dem Leiter der Bischöflichen Pressestelle des Bistums Augsburg, Markus Kremser, scheint die telefonische Nachfrage der JUNGEN FREIHEIT am Dienstag dieser Woche zum „Fall Oblinger“ nicht zu behagen; er wirkt genervt, ist einsilbig und kurz angebunden.

Hintergrund: Dem Stadtpfarrer von Ichenhausen (Kreis Günzburg) und JF-Autor Georg Alois Oblinger wurde von seinem für ihn zuständigen Augsburger Bischof Konrad Zdarsa ein Schreibverbot für diese Zeitung auferlegt; Pfarrer Oblinger darf künftig in der JUNGEN FREIHEIT nicht mehr publizieren. Diese nicht näher begründete Maßregelung hatte unter Katholiken für Empörung gesorgt. „Das Schreibverbot für Pfarrer Oblinger ist ein Skandal. Als katholischer Publizist bin ich von dem Vorgang erschüttert“, kommentierte der renommierte Biograph Benedikts XVI., Peter Seewald, die Vorgänge im Bistum Augsburg. Gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur kath.net erklärte er: „Ich fordere Bischof Zdarsa auf, die Umstände dieses Vorganges offenzulegen und den schändlichen Erlaß zurückzunehmen.“

Kritik an dem Schreibverbot übten auch der Vorsitzende des Forums Deutscher Katholiken, Hubert Gindert, der Sprecher des Arbeitskreises Engagierter Katholiken (AEK) in der CDU, Martin Lohmann, sowie der Sprecher der ChristSozialen Katholiken in der CSU, Thomas Goppel. Der Landtagsabgeordnete und frühere Staatsminister ist ein Cousin von Bischof Zdarsa.

Der angesehene katholische Philosoph Robert Spaemann forderte vergangene Woche in einem Interview mit dieser Zeitung ebenfalls die Aufhebung des Schreibverbots für Pfarrer Oblinger. Es handele sich hierbei um einen „schwerwiegenden Fall von Verleumdung, der sich einreiht in eine Anzahl anderer Vorfälle, bei denen Konservative in der Kirche gemobbt werden“, kritisierte Spae-mann (JF 3/12).

Unterdessen scheint das Bischöfliche Ordinariat Augsburg fest entschlossen, den Fall auszusitzen. Pressechef Markus Kremser bestätigte auf JF-Nachfrage zwar, daß die Proteste und das Spaemann-Interview zur Kenntnis genommen worden seien. Eine Aufhebung des Schreibverbots für Pfarrer Oblinger werde jedoch nicht diskutiert.

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