© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/12 10. Februar 2012

Syrien und der Uno-Sicherheitsrat
Heucheln mit Hillary
Günther Deschner

Am Wochenende haben die Abstimmung im Uno-Sicherheitsrat und die Münchner Sicherheitskonferenz der Welt ein denkwürdiges Schauspiel geboten: eine Demonstration eiskalten Machtkalküls der Großmächte in globalen Sicherheitsfragen – und eine durchsichtige Schmierenkomödie in politischer Heuchelei.

Hillary Clinton hat Moskaus und Pekings Veto gegen die Syrien-Resolution im Sicherheitsrat scharf kritisiert. Das Uno-Gremium sei nun „kastriert“, sagte sie in München. „Werden wir Komplizen bei fortgesetzter Gewalt und Blutvergießen sein?“ Noch krasser wurde Susan Rice, Amerikas Botschafterin bei den Vereinten Nationen. Rußland und China hätten „das syrische Volk verkauft und einen feigen Tyrannen beschützt“, sagte sie. Der Rat werde seit Monaten „in Geiselhaft gehalten von zwei Ländern, die nur an ihre eigenen Interessen denken“. Doch wenn der Rat „kastriert“ ist, dann ist er es schon längst. Er hat mehr Resolutionen zur Verurteilung Israels als aller anderen Staaten zusammen gefaßt – und sie scheiterten sämtlich an Washingtons Einspruch. Clinton ist eine Heuchlerin. Wenn Amerika ein Veto einlegt – etwa gegen die Resolution, welche den Einsatz von Phosphor im Gaza-Krieg verurteilte – ist der Sicherheitsrat seltsamerweise nie „kastriert“. Degoutant, wie sich diese arrogante linke Demokratin als Weltsheriff aufspielt.

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