© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/12 10. Februar 2012

Schlecker hat die falsche Gesellschaftsform gewählt
Schlechter Rat
Markus Brandstetter

Rund um die Schlecker-Insolvenz brodelt die Gerüchteküche. Die Frankfurter Rundschau vermutet, daß die Schleckers Privatvermögen auf die Seite geschafft haben. Schlecker-Tochter Meike sagt, daß kein Vermögen mehr da ist, während der Insolvenzverwalter glaubt, daß es auf jeden Fall weitergehen wird.

Besser als dieses Herumstochern im Nebel wäre es, die Frage zu stellen, warum Schlecker als „e.K.“, also als „eingetragener Kaufmann“ in die Insolvenz gegangen ist und warum noch im letzten Konzernabschluß 2009 behauptet wurde, daß das Geschäft „ohne mittel- und langfristige Bankkredite ausgeübt werden konnte“. Beides stellen schwere Irrtümer dar, die an der Insolvenz von Schlecker eine Mitschuld tragen. Eingetragener Kaufmann hört sich gut an, aber das ist nichts anderes als ein Einzelunternehmer, der ins Handelsregister eingetragen wurde. Genau wie der Einzelkaufmann haftet der e.K. für alle Verbindlichkeiten persönlich mit Haut und Haar. In guten Zeiten ist das eine schöne Sache, signalisiert es doch stolz die Personalunion von Unternehmen und Inhaber und zeigt Investoren und Lieferanten: ein Mann, ein Unternehmen.

In der Insolvenz jedoch erweist sich dies als Tollkühnheit, denn Insolvenz­verwalter und Gläubigerversammlung haben nun einen vollständigen Zugriff auf das Privatvermögen. Geschickter wäre es gewesen, Schlecker hätte ein international verschachteltes Konglomerat aus Kapitalgesellschaften mit einer Holding oben drüber aufgebaut. Ein ebenso großer Fehler war es, sich ausschließlich durch persönliche Mittel und Lieferantenkredite zu finanzieren. Auch bei Schlecker gilt der alte Spruch: Schulde ich der Bank 100 Euro und kann sie nicht zurückzahlen, habe ich ein Problem; schulde ich der Bank 100 Millionen, hat die Bank ein Problem.

Bei Schlecker war nicht nur das Geschäftsmodell problematisch, sondern auch Gesellschaftsform und Finanzierung. Guter Rat zur rechten Zeit hätte hier viel verhindert.

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