© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/12 10. Februar 2012

Umwelt
Rosarote E-Mobile
Michael Manns

Es sollte einen nicht wundern, wenn bei den Rosenmontagszügen ein Wagen bejubelt werden darf, auf dem ein Elektroauto steht, darin Politiker mit Pappnasen und rosaroten Brillen – als Beispiel gelungener Narretei. Warum? Das Ökoinstitut hat eine Studie erstellt. Deren Ergebnis war so niederschmetternd, daß die taz entsetzt titelte: „Die Ökolüge vom Ökoauto“. Die sind nur dann „öko“, wenn sie von grüner Energie angetrieben werden. Doch eine Ökowattstunde fließt nur einmal aus dem Netz – entweder in den Haushalt oder ins Auto. Schlucken sie den sauberen Saft, bleibt für den Toaster nur der schmutzige Strom, der mit Putin-Gas oder in Atommeilern hergestellt worden ist. Doch bei den E-Autos geht es vor allem um Ideologien und Visionen. Vision 1: Eine Million E-Autos sollen in acht Jahren bei uns herumkurven, träumt die Bundesregierung. Dann müßten nun pro Jahr über 111.000 dieser teuren, schweren und mit kurzer Reichweite gesegneten Modelle verkauft werden. Zur Zeit sind nur 4.541 zugelassen! Noch Fragen?

Vision 2: Die Energiewende wurde ausgerufen. Der Anteil der erneuerbaren Energien beträgt zur Zeit ein Fünftel – bestenfalls. Die Steigerung gegenüber dem Vorjahr: zwei Prozent. Der Öko-Anteil soll weiter wachsen. Zusätzlich sollen aber eine Million Ökofahrzeuge ans Netz – als weitere Verbraucher. Ganz schön visionär. Die Klatsche des Ökoinstituts wird vom Bundesumweltministerium weggewischt. Mit wohlklingenden Worten: „Entscheidend für den Fortschritt hin zu einer Mobilität, die ohne Verbrauch fossiler Ressourcen auskommt, ist die Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien“. Ja und? Ist das auch machbar? In der Zeit? Norbert Röttgen und seine Truppe wollen das bestimmt. Aber das kennen wir ja: Wollen gehört zu den beliebten Hilfsverben des Politik-Sprech. Also: Pappnase und rosarote Brille auf! Helau und Alaaf!

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