© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/12 17. Februar 2012

Ideologie statt Vernunft
Krankenkassen: Die BKK IHV ist in die Kritik geraten, weil sie den freiwilligen Verzicht auf Abtreibungsleistungen anbietet / Begrüßungsgeld fürs Neugeborene
Walburga Holler

Sie nennen sich Gesundheitskassen und legen Wert auf Prävention: die Kassen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Eine davon ist jetzt ins Visier von Spiegel, Süddeutscher Zeitung, und Aufsichtsbehörden geraten, weil sie etwas Einzigartiges anbietet: den freiwilligen Verzicht auf Abtreibung.

Die BKK IHV in Wiesbaden, die mit dem Verein Pro Life zusammenarbeitet, rührt an einem Tabuthema. Abtreibung ist keine Gesundheitsleistung, Präventions- oder Heilmaßnahme. Vielmehr finanzieren die Kassen die Tötung eines Kindes und mögliche Verletzung einer Mutter. Angesichts dieser Tatsache ist die Finanzierungsregelung über die GKV-Kassen geradezu paradox. Sie gilt für Frauen, die sich eine Abtreibung nicht leisten können; die Kassen holen sich das Geld von den Sozialkassen zurück, in der Regel ohne Prüfung der Bedürftigkeit. Der Steuerzahler finanziert also zwangsweise mit mindestens 40 Millionen Euro pro Jahr eine „Leistung“, die Leben vernichtet und für die Mutter gesundheitliche Folgen hat – welche dann tatsächlich der Heilung bedürfen.

Dazu gehört unter anderem die Schwierigkeit, später ein Kind zu bekommen. Frauen, die abgetrieben haben, zeigen eine größere Neigung zu Früh- und Fehlgeburten bis hin zur Unfruchtbarkeit. Nicht wenige Paare gehen aus diesem Grund den Weg der belastenden, kostenintensiven künstlichen Befruchtung. Solche Kosten sollten als vermeidbare Folgekosten von Abtreibung statistisch erfaßt werden.

Ein noch größerer Bereich sind die seelischen Folgen: Depression gilt als Volkskrankheit und betrifft besonders Frauen. Vier Millionen behandelte depressive Patienten kosten 22 Milliarden Euro pro Jahr. Depression ist eine der häufigsten Folgeerscheinungen einer Abtreibung – Studien zufolge leiden fast 90 Prozent der Frauen darunter. Hochgerechnet auf neun Millionen abgetriebene Kinder ist das eine beachtliche Größe. Weitere Kosten sind nicht zu beziffern, weil Abtreibung als Ursache nicht erkannt wird und deshalb nicht erfolgreich behandelt werden kann. Für die Kassen ist dies ein finanzieller Schaden, für die Betroffenen bedeutet das kaum Chancen auf Heilung – Folgen einer Ideologie, die die Tötung des eigenen Kindes als Menschenrecht etablieren will.

Die BKK IHV bietet eine Krankenkassenvariante, in der man auf Abtreibung verzichtet und den Schwerpunkt auf Familienförderung setzt (sie zahlt etwa ein Begrüßungsgeld fürs Baby). Durch freiwillige Prävention ihrer Mitglieder werden Folgekosten und Folgeleiden der Abtreibung vermieden. Am heftigsten reagiert darauf der Verein, der an Abtreibung viel Geld verdient und damit im Interessenkonflikt zu seinem gesetzlichen Beratungsauftrag steht: Pro Familia. Nicht nur vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung, sondern auch angesichts von Milliarden vermeidbarer Kosten und vermeidbarem Leid sollte Pro Life unterstützt statt ideologisch als „erzkonservativ“ oder „fundamentalistisch“ diffamiert werden.

Kontakt zur Betriebskrankenkasse für Industrie, Handel und Versicherungen (BKK IHV): Telefon: 06 11 / 186 86-0 www.bkk-ihv.de

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