© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/12 17. Februar 2012

Meldungen

Islamismus und Islam: Feinanalysen angemahnt

FRANKFURT/M. Der dänische, in Odense lehrende Nahost-Fachmann Erik Mohns möchte sich von der Vorstellung eines bedrohlichen Islamismus lösen. In seiner Musterung der schwer überschaubaren internationalen Literatur zu islamischen Bewegungen ist Mohns um Relativierung und Aufweichung des „Feindbildes Islam“ bemüht. Wie gerade die nordafrikanische „Arabellion“ bewiesen habe, würden die Weichen derzeit zwar nicht in Richtung post-islamischer Realität gestellt. Da aber diese Religion keine homogenen und kohärenten Sozialverfassungen formiere, verbiete es sich für die westlichen Erfinder politologischer „Islam-Narrative“, eine religiös inspirierte Politik auf den „kategorischen Begriff“ Islamismus zu reduzieren (Neue Politische Literatur, 1-2011). Vielmehr gelte es, die soziale Realität, Lebenswelten und Praktiken „ganz gewöhnlicher Muslime“ zu erforschen, und dabei auch komplexe ethnographische Analysen nicht zu scheuen, um empirisch die Reichweite islamischer Verhaltensregulation zu erfassen und sie mit dem Stellenwert säkularer Orientierungen in islamischen Gesellschaften zu vergleichen. (wm)

www.ifs.tu-darmstadt.de

 

Karl R. Poppers Platon: Deutung hochtendenziös

HAMBURG. Als jüdischer Emigrant im fernen Neuseeland schrieb der Wiener Wissenschaftstheoretiker Karl R. Popper während des Zweiten Weltkriegs eines seiner berühmtesten Stücke: „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“. Wie Thomas Schölderle darlegt, ist jedoch die bei Popper im Mittelpunkt stehende Platon-Deutung „hochtendenziös“ (Zeitschrift für Politische Theorie, 2/10). Um Platon, radikaler noch als Hegel und Marx, zum Ahnherrn des modernen Totalitarismus, zum Vorläufer von Lenin und Hitler zu stilisieren, habe der Denker sich aller Tricks bedient, die der wissenschaftliche Werkzeugkasten bereithält: fehlerhafter Übersetzung, selektiver Zitatauswahl, sinnentstellender Auslassungen und vieler Spekulationen, „die immer zu Lasten Platons gehen“. Gerade auf Popper als Wissenschaftsethiker, der nach 1945 zur internationalen Autorität aufstieg, werfe dieser Umgang mit dem griechischen Klassiker einen Schatten. Habe er doch damit gegen die eigene penetrante Forderung nach Falsifizierbarkeit von Thesen und die dadurch zu sichernde Fairneß wissenschaftlicher Auseinandersetzung kraß verstoßen. (fh)

www.zpth.de

 

Erste Sätze

Ein Schlagbaum – ein weißer Adler in rotem Feld – Rzeczpospolita Polska.

Ernst Otto Thiele: Polen greift an, Breslau 1934

 

Historisches Kalenderblatt

17. Februar 1922: Das Kriegsamt in Washington gibt bekannt, daß die US-Besatzungstruppen im Deutschen Reich um 203 Offiziere und 3.000 Mann verringert werden. Damit verblieben im Rheinland bis auf weiteres noch 2.386 Soldaten der US-Armee.

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