© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/12 24. Februar 2012

Haltungsnote
Junkermanns Lautsprecher
Christian Schwiesselmann

Jesus war ein Linksextremist. Mit Fluppe im Mundwinkel, langem Bart – eine Mischung aus altem Marx, verwahrlostem Obdachlosem und kubanischem Revolutionär – ruft er zur Gewalt gegen die römische Besatzungsmacht auf. So dürfte wohl auch das Selbstbild des Jenaer Jugendpfarrers Lothar König aussehen, der seinen „antifaschistischen Furor“ jedes Jahr am NPD-nahen Trauermarsch im Gedenken an die alliierte Bombardierung Dresdens 1945 abarbeiten muß. Im letzten Jahr ging bei dem „zivilgesellschaftlichen Engagement“ des Kirchenmannes einiges schief. Eigentlich mit der Verkündigung der Friedensbotschaft Christi beauftragt, soll der Hobbyrevoluzzer bei der Gegendemo einen Lautsprecherwagen gefahren haben, aus dem mehrfach zu Gewalt gegen Polizisten aufgerufen wurde. Linksextremistische Gewalttäter verletzten damals mehr als hundert Polizisten, wie die JF berichtete.

Die Staatsanwaltschaft Dresden ermittelte wegen „aufwieglerischen Landfriedensbruchs“ gegen König, ließ sogar die Amtswohnung des „Anti-Nazi-Pfarrers“ durchsuchen und erhob schließlich Anklage. In diesem Jahr erschien König, dessen Junge Gemeinde als Anlaufpunkt militanter Linksautonomer und bierseliger Punks gilt, laut taz mit Sankt-Pauli-Mütze, selbstgedrehten Zigaretten und im Talar am Heidefriedhof – nicht etwa um der Toten, sondern seines Lautsprecherwagens zu gedenken, den die Staatsanwaltschaft 2011 beschlagnahmt hatte.

Ein Kranzverbot hinderte den 57jährigen jedoch daran, den Spottkranz mit der Aufschrift „Kein Vergeben, kein Vergessen – dem Lauti gewidmet“ niederzulegen. Der ordinierte Pfarrer der unter Bischöfin Ilse Junkermann deutlich nach links abgedrifteten Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland ist kein Ärgernis mehr, sondern ein veritabler Austrittsgrund.

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