© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/12 02. März 2012

Blick in die Medien
Die feuchten Träume einer DJU-Sekretärin
Toni Roidl

Im nächsten Jahr soll die allgemeine Zwangsgebühr für die Öffentlich-Rechtlichen kommen. Kein Wunder. Die Zuschauer, die in der ersten Reihe sitzen und mit dem Zweiten besser sehen, kauen schon auf den Dritten. Die werberelevante Zielgruppe „14 bis 49“ guckt halt lieber RTL und Co. Bei den Printblättern sieht’s nicht anders aus. Das brachte einige vom Aussterben bedrohte Qualitäts-Journalisten auf eine kreative Idee.

Cornelia Haß ist Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union, die zum DGB gehört. Haß sprach vor Gewerkschaftsfossilien der DJU in Nürnberg. Sie sagte, die Zukunft der Zeitungen liege in einer öffentlich-rechtlichen Finanzierung. „Der Staat hat ein vitales Interesse an hochwertigen Zeitungen.“ Die Zukunft ließe sich gestalten, indem öffentlich-rechtliche Finanzen bereitgestellt würden. Diese könnten über eine höhere Besteuerung generiert werden. Davon träumen Gewerkschafter.

Haß kriegte sich vor Begeisterung kaum ein. „So würde größere journalistische Freiheit geschaffen.“ Ja nee, is’ klar. Und so stellt sie sich die Verteilung der Mittel vor: Darüber solle ein Journalisten-Gremium entscheiden. Verpflichtend sei für die unterstützten Redaktionen eine laufende Überprüfung journalistischer Qualitätsstandards. Mit anderen Worten: Wer nicht links genug ist, kriegt nix.

Tatsächlich wird so ein Modell auch in England diskutiert. Kein Wunder: Da haben ja auch Druckergewerkschaften vor dreißig Jahren noch die Umstellung des Bleisatzes auf Fotosatz per Streik verhindern wollen!

Georg Escher, Mitglied des DJU-Bundesvorstandes, zeigte sich realistischer. Er meinte, daß „die öffentlich-rechtliche Zeitungsfinanzierung noch kein Thema ist, mit dem eine breite Öffentlichkeit für die Ziele der Journalistengewerkschaften gewonnen werden kann.“ Allerdings!

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