© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/12 02. März 2012

Wie tötet man elf Millionen?
Allein mit Lügen, meint US-Autor Andy Andrews
Ronald Gläser

Andy Andrews beschäftigt sich mit der Frage, wie man elf Millionen Menschen tötet. Gemeint sind die Opfer des NS-Regimes, aber diese Zahl und die dazugehörige Frage sind nur ein abstraktes Beispiel. Der amerikanische Bestsellerautor betont, er hätte genausogut nach 62 Millionen Opfern der Sowjetherrschaft fragen können oder nach Opfern anderer Diktaturen. Auf Seite 20 seines nur 84 Seiten umfassenden Büchleins liefert Andrews die Antwort: Sie müssen die Leute belügen.

Hitler („Die meisten Menschen werden leichter Opfer einer großen Lüge als einer kleinen“) und die Nationalsozialisten haben erst die Deutschen, dann die Juden ob ihres Schicksals belogen. Letzteren wurde gesagt, sie würden in ein Arbeitslager kommen, wo optimale Bedingungen herrschten. Die Deutschen wurden ebenso über die „Endlösung“ im unklaren gehalten. Die Lüge war unabdingbar im NS-Staat.

Von dieser Stelle leitet Andrews über zu heutigen Politikern, wobei er betont, daß er Demokraten natürlich nicht mit Hitler gleichsetzen will. Trotzdem wird in der Politik heutzutage ständig nur gelogen, und wir Bürger haben uns viel zu sehr mit dieser Lüge angefreundet. Jeder
Politiker sei für einen ausgeglichen Haushalt und ein einfaches Steuersystem, klagt Andrews – doch komischerweise gibt es praktisch weder das eine noch das andere.

Diese permanenten Lügen, zwei von vielen, haben Methode. „Wir müssen aufhören, den Menschen mit einer Agenda blind zu vertrauen“, fordert er seine Leser auf. Dabei definiert der Schriftsteller aus Alabama selbst seine eigene Agenda wenige Seiten weiter: „Ich will, daß wir uns wieder an die Grundsätze unserer Verfassung halten und daß wir unsere Politiker dafür zur Verantwortung ziehen.“

Dahinter steht die konservative Haltung jener amerikanischen Konstitutionalisten, die ein Ende des immer weiter um sich greifenden Staates fordern. Kein Wunder, daß der rechte TV-Moderator Glenn Beck den Aufsatz seinen Zuschauern in seiner Sendung wärmstens empfohlen hat. Ein Buch, das gerade in dieser Zeit von schwindelnden Staatsoberhäuptern und abkupfernden Bundesministern auch aus deutscher Sicht nötiger denn je ist.

Andy Andrews: How Do You Kill 11 Million People? Nelson Publisher Word Pub Group, Nashville 2011, gebunden, 84 Seiten, 8,90 US-Dollar

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