© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/12 09. März 2012

Oligarchen ohne Chance
Rußland: Wladimir Putin ließ der Konkurrenz bei den Präsidentschaftswahlen keine Chance
Thomas Fasbender

Sichtlich gerührt tritt Wladimir Putin am Sonntag vor mehr als 100.000 Anhänger in Moskau. An seinem Sieg bei den Präsidentschaftswahlen besteht zu diesem Zeitpunkt kein Zweifel mehr. Wirklich überrascht ist von den 64 Prozent am Ende kaum jemand. Gerade das Muskelspiel der Opposition in den Monaten zuvor hatte deutlich gemacht, welch enormer Abstand die Opposition – Kommunisten, Nationalisten, Demokraten und Liberale – von der Mehrheit trennt.

Überraschend war das gute Abschneiden des Multimilliardärs und Politneulings Michail Prochorow. 7,9 Prozent sind das beste Resultat eines liberalen, westlich orientierten Kandidaten seit dem Ende der Sowjetunion. Daß einem Oligarchen, einem Angehörigen der weithin verhaßten Gruppe der Superreichen dies im ersten Anlauf gelungen ist, spricht für Geschick und Talent des Zwei-Meter-Mannes.

In seiner Heimatstadt Moskau, dem Ursprung des gegenwärtigen Aufbegehrens, haben ihm über 20 Prozent der Wähler ihre Stimme gegeben. In Sankt Petersburg waren es immerhin noch fast 16 Prozent und im Königsberger Gebiet, dem nördlichen Ostpreußen, mehr als 13 Prozent. Enttäuscht nach der Wahl zeigte sich der Kandidat der rechtspopulistischen Liberaldemokraten, Wladimir Schirinowski. Bei seiner inzwischen fünften Kandidatur blieb er mit 6,2 Prozent zwar im Durchschnitt seiner bisherigen Resultate. Aber von einem Demokraten überflügelt worden zu sein, war doch Grund genug für ihn, zu fordern, künftig solle man nur das Ergebnis des Siegers bekanntgeben und den Unterlegenen die Schmach ersparen.

Angetreten war auch Kommunistenchef Gennadi Sjuganow, Parteigenosse seit 1966 und zum vierten Male Präsidentschaftskandidat. Seine 17 Prozent sind bestenfalls ein Ehrensold für das politische Altenteil. Ihm hatte man deutlich mehr zugetraut. Doch die Kandidaten der sogenannten System-Opposition haben sämtlich schwach abgeschnitten. Ihre abgenutzten Gesichter strahlen nicht mehr. Zu lange bevölkern sie bereits die politische Bühne, einige ein Jahrzehnt länger als Putin selbst. Dieser ließ unterdessen keine Zweifel an seinem künftigen Umgang mit der Opposition aufkommen.

Schon am Tag nach der Wahl ging die Polizei gegen protestierende Demonstranten in Moskau vor. Kein Wunder: Die schlechteste Ernte hatte der Wahlsieger mit 46,9 Prozent in der Hauptstadt selbst eingefahren.

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