© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/12 16. März 2012

Schuldenschnitt für Griechenland
Überfällig, doch nicht genug
von Michael von Prollius

Der Schuldenerlaß ist für Griechenland unerläßlich, die Beteiligung privater Gläubiger durch Forderungsverzichte in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro war überfällig. Zugleich wird der deutsche Steuerzahler mit mindestens 14 Milliarden Euro belastet. Nun kommt das zweite Transferpaket in Höhe von 130 Milliarden Euro – für 35,5 Milliarden Euro wurde der Weg bereits von der Euro-Gruppe frei gemacht. Auch hier ist der deutsche Steuerzahler betroffen. Sowohl ein weiterer Schuldenerlaß als auch ein weiteres Transferpaket zur Schuldenübernahme, wie von Finanzminister Schäuble in den Raum gestellt, sind sehr wahrscheinlich.

Indes kann der aktuelle Schuldenerlaß weder die griechische noch die europäische Misere lösen. Das deuten die Marktteilnehmer am sogenannten „Grauen Markt“ an, die Schuldpapiere mit Laufzeiten von 20 und 30 Jahren nur zu einem Nennwert von 20 Prozent handelten. Noch ist Griechenland ein Faß ohne Boden – unverändert nicht kapitalmarktfähig. Damit sich das ändert, müßte das Verhältnis von Staat zu Markt auf den Kopf gestellt und die griechische Wirtschaft durch Strukturreformen und Abwertungsmöglichkeit wettbewerbsfähig werden. Zwar ist Griechenland so klein, daß die Krise dort beherrsch-, sprich bezahlbar ist. Das gilt allerdings nicht für die übrigen „Club-Med-Staaten“.

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