© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/12 16. März 2012

„Trau dich zu wählen“
Vlaams Belang: Start der Kampagne „Frauen gegen Islamsisierung“
Mina Buts

Eigentlich habe sie sich ja geschworen, niemals im Bikini vor einer Kamera zu posieren, so An-Sofie Dewinter, Tochter des belgischen Vlaams-Belang-Politikers Filip Dewinter. Als dann aber am heimischen Familientisch über die neueste Kampagne der Partei diskutiert worden sei, habe sie freiwillig und aus voller Überzeugung angeboten, für das provokante Bild Modell zu stehen. So prangt die 20jährige jetzt für die Initiative „Frauen gegen Islamisierung“ von zwanzig Quadratmeter großen Plakatwänden. Unten im Bikini, oben herum in einer Burka. „Freiheit oder Islam – Trau dich, zu wählen!“ lautet der Spruch auf dem Bild. Tatsächlich hat der Vlaams Belang mit der von ihm angestoßenen Kampagne erstmals wieder eine breite Öffentlichkeit gefunden – trotz des um ihn gelegten „Cordon sanitaire“.

Auf muslimischer Seite blieb der Protest nicht aus. Zeitgleich mit der Veröffentlichung des „Burkini-Bikini“-Bildes tauchte ein Youtube-Video auf, in dem der radikale Islamist Abu Imram von „Sharia4Belgium“ An-Sofie erklärte, sie solle Reue zeigen, Muslima werden, die Burka tragen. Auf einem der riesigen Plakate ist ihr entsprechend ein Ganzkörperschleier aufgemalt worden, von der Losung „Freiheit oder Islam“ blieb nur das letzte Wort übrig, hinzugefügt wurde „Welcome2Belgistan“. Abu Imram dazu im Video: „Dein Vater hat dich ausgezogen und für ganz Belgien abgebildet, und wir haben dich so angezogen, wie es sich gehört“.

Mit der heftigen Reaktion habe sie gerechnet, so An-Sofie, auch Morddrohungen blieben nicht aus, aber das erlebe sie als Tochter von Filip Dewinter nicht zum ersten Mal. Offenbar sei aber die Provokation gelungen: „Sonst wäre ich ja jetzt nicht hier auf Sendung“, so An-Sofie im Fernsehinterview beim belgischen Sender ATV. Ihre Dozenten an der Universität Antwerpen, wo Dewinter Marketing studiert, haben sich übrigens offenbar lobend über die Kampagne geäußert: „Sie finden, daß es eine originelle Form der Kommunikation und eine erfolgreiche Kampagne ist“, so An-Sofie.

Die Plakataktion war ein kleiner Vorgeschmack auf die Initiative „Frauen gegen Islamisierung“, die die Vlaams-Belang-Abgeordnete und ehemalige Miss Belgien Anke Van dermeersch ins Leben gerufen hat. Vergangene Woche lud sie zur Auftaktveranstaltung und  Präsentation ihres Buches „Weder Hure noch Sklavin – Frauen und Islam“ nach Antwerpen. Vor 400 Gästen erläuterte sie den Zweck der Kampagne. Es könne nicht sein, daß Mütter und Großmütter für die Gleichberechtigung der Frauen auf die Straße gegangen sind, um die errungenen Rechte jetzt auf dem Altar des Islamismus zu Opfern.

Im Vordergrund steht diesmal tatsächlich nicht die Kritik an Einwanderung und Überfremdung, sondern die Diskriminierung von Frauen durch den Islam. Die mittelalterlichen und barbarischen Vorschriften für Frauen in Koran und Scharia widersprächen dem Schutz der persönlichen Freiheit, der Gleichheit der Geschlechter und dem Recht auf körperliche Unversehrtheit. Eine Gleichwertigkeit von Glaubensgemeinschaften, die gegen die Menschenrechte und den demokratischen Rechtsstaat verstoßen, könne es nicht geben, so Van dermeersch.

Unterstützung findet die Kampagne auch in anderen Ländern, aus Frankreich  kam Anne Kling (Front National), aus Österreich die FPÖ-Politikerin Susanne Winter. Winter warnte, der „arabische Frühling“ könne sehr schnell in eine „islamistische Eiszeit“ führen.

Van dermeersch legt in ihrem Buch das Augenmerk auf die Ungleichbehandlung von Frauen: Zwangsheiraten, häusliche Gewalt, Genitalverstümmelungen, Blutrache, Polygamie.

Sechs Frauen läßt sie ausführlich in ihren unterschiedlichen Erfahrungen mit dem Islam zu Wort kommen. Als besonders problematisches Zeitphänomen sieht Van dermeersch das „Lady-Di-Syndrom“: Da es in der westlichen Welt immer weniger traditionelle Familien gibt und viele Frauen im Laufe ihres Lebens entweder vom Vater oder gar vom Ehemann verlassen worden sind, sieht sie eine zunehmende Tendenz, muslimische Männer als exotisch und romantisch zu verklären. Deren Familiensinn und Gastfreundschaft hätten offenbar eine große Anziehungskraft. Das islamistische Frauenbild, so Van dermeersch, gewinne darüber hinaus in der Bevölkerung auch durch den weiter ansteigenden Anteil von Migranten an Bedeutung, Schon heute sind 40 Prozent der Einwohner Antwerpens Ausländer, in Brüssel wird für das Jahr 2020 mit einem Anteil von 85 Prozent gerechnet. Befördert wird diese Tendenz noch durch die hohe Kinderzahl der Muslime. Van dermeersch spricht von durchschnittlich sieben Kindern pro Familie – und nennt dies „eine imperialistische Familienausbreitung“. Der Islam könne darauf vertrauen, ganz ohne Waffen, sondern auf demokratische und demographische Weise Europa zu erobern. „Der Islam“, so Van dermeersch, „braucht und mißbraucht Frauen, um den Westen zu islamisieren“.

Einen Vorgeschmack auf den steigenden Druck hat Van dermeersch bereits  zu spüren kommen. Ihre parlamentarische Anfrage, warum das Kopftuchverbot bei der Ladenkette Hema nicht geduldet und aufrechterhalten werde, wurde ihr unter Strafandrohung untersagt. Woraufhin Filip Dewinter dazu aufrief, bei Hema zu kaufen.

 www.vrouwentegenislamisering.be

Anke Van dermeersch: Hoer noch slavin (Weder Hure noch Sklavin – Frauen und Islam). Uitgeverij Egmont, Brüssel 2012, gebunden, 179 Seiten, 15 Euro

Foto: Auf dem Großen Markt von Antwerpen: Barbara Bonte (Vlaams Belang, VB),  Susanne Winter (FPÖ), Autorin Anke Van dermeersch (VB),  Anne Kling (Front National) sowie Nancy Verrijke, Caroline Drieghe, Hilde Lobel (alle VB)

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen