© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/12 16. März 2012

Meldungen

Herzschrittmacher 2.0: Elektroden fürs Gehirn

BREMEN. In kleinsten Schritten gelingt es der Hirnforschung, Mechanismen kognitiver Leistungen wie Aufmerksamkeit und Gedächtnis zu verstehen. Obwohl es „noch keine geschlossene Theorie der Hirnfunktion“ gibt, wie Bremer Neurologen einräumen, sind immer präzisere Messungen der elektrischen Aktivitätszustände des Gehirns möglich, von denen die sich rasch entwickelnde Neuroplastik profitiert. So habe man in der tierexperimentellen Grundlagenforschung ermittelt, daß Makaken allein mit den bei ihnen gemessenen Aktivitätsmustern des Hirns eine Armprothese steuern können. In Kooperation mit Elektronikern arbeiten Bremer Neurobiologen daher an Elektroden, die drahtlos funktionieren, lange im Körper verbleiben und Gehirnfunktionen nach dem Prinzip eines Herzschrittmachers stabilisieren können, was therapeutische Erfolge bei chronisch Schmerzkranken, Depressiven, Epileptikern und der „gedanklichen Regulierung“ von Prothesen verspricht. (Impulse aus der Forschung, 2/11) (kn)

 

Tiefsitzende Ängste vor dem „bösen Wolf“

BONN. Seit den 1990ern leben wieder Wölfe in der Lausitz und in Brandenburg. Anders als in früheren Jahrhunderten stellt der Isegrim als Nahrungskonkurrent heute keine Existenzbedrohung mehr dar. Der erste Welpenwurf in der Muskauer Heide wurde daher mit einem „Wolfsdenkmal“ begrüßt. Trotzdem, so die Göttinger Biologin und Umwelthistorikerin Jana Sprenger (Natur und Landschaft, 1/12), lasse die Akzeptanz bei den Bewohnern von Wolfsregionen wie bei Landwirten und Jägern zu wünschen übrig. Stoße die Wiederansiedlung des Raubtiers doch bei 43 Prozent der Jägerschaft auf Ablehnung. Das „bedeutendste Problem“ sei jedoch das „kulturelle Bewußtsein“ in der Gesamtbevölkerung, das ungebrochen von einer „tiefsitzenden Angst“ vor dem „bösen Wolf“ geprägt werde. (dg)

 

Grundlagenforschung ist angewandte Forschung

BERLIN. Die Trennung zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung sollte zumindest für Naturwissenschaft und Medizin als obsolet angesehen werden. Gegen diese „untaugliche Begrifflichkeit“ verweist der Physiologe Günter Stock auf eine US-Studie, die für die 1990er belegt, daß 75 Prozent aller Patente auf staatlich geförderte Grundlagenforschung zurückgehen (Gegenworte, 26/11). Vor allem in der Medizin gelten althergebrachte institutionelle Grenzen zwischen Theorie und Praxis nicht mehr. Wer nach neuen Wirkstoffen fahnde, arbeite zugleich im akademischen wie im industriellen Sektor, da im Verwertungsinteresse früh, auf der Ebene von Gen und Protein, Patente anzumelden seien, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. (ck)

 

Erkenntnis

„Die Elektrifizierung von Fahrzeugen wird man am Ende brauchen, aber wir sollten nicht den Fehler machen, zu denken, das könnte die sofortige Antwort für unsere Energieprobleme sein.“

Sergio Marchionne, Chef von Fiat und Chrysler, anläßlich des 82. Genfer Autosalons

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