© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/12 13. April 2012

Grüße aus Madrid
Kampf um Euro-Vegas
Michael Ludwig

Wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet, Madrid und Barcelona treten in Wettstreit miteinander. So ist es in der wirtschaftlichen Entwicklung, bei der sich die spanische Hauptstadt einen erheblichen Vorsprung erkämpft hat, beim Fußball, wo  die Katalanen Pokale abräumen. Nun geht es um Euro-Vegas, ein Mammutprojekt, das auf europäischer Ebene seinesgleichen sucht.

Die Verhandlungen laufen schon einige Jahre, und in diesen Wochen sollen sie endgültig zum Abschluß gebracht werden. Der US-Finanz-Magnat Sheldon Adelson, einer der reichsten Männer der Welt, plant nach seinen Casinos in Las Vegas, im chinesischen Macao und in Singapur eine neue Mega-City des Spielerglücks, und die soll unter spanischer Sonne aus dem Boden gestampft werden. Geplant sind zwölf riesige Hotelkomplexe mit insgesamt 36.000 Zimmern, sechs Casinos mit 1.065 Spieltischen und 18.000 Einarmigen Banditen, neun Theater, drei Golfplätze, eine Freilichtbühne mit 15.000 Sitzplätzen und dazu jede Menge Geschäfte.

Der Investor lockt die krisengeschüttelten Provinzregierungen von Madrid und Katalonien mit der Schaffung von 164.000 Vollzeit- und 97.000 Teilzeitarbeitsplätzen und einer Investitionssumme von 18,8 Milliarden Euro bis 2022. Doch die sind nicht so einfach zu haben. Der spanischen Presse zufolge pokert Adelson knallhart, um möglichst günstige Konditionen herauszuschlagen. So soll sein Unternehmen zwei Jahre von der Zahlung aller Sozialabgaben und aller Steuern befreit werden. Außerdem will man erreichen, daß das strenge spanische Arbeitsrecht eigens für ihn gelockert wird. Und: Rauchen soll in seinen Spielcasinos selbstverständlich erlaubt sein.

Wer hat nun die größeren Chancen, den milliardenschweren Zuschlag zu erhalten – die Hauptstadt im Landesinneren oder ihre schöne Schwester? Auf den ersten Blick spricht vieles für Barcelona: Ein Hafen, in dem jährlich 2,6 Millionen Touristen an Land gehen, ein Flughafen in unmittelbarer Nähe und eine mediterrane Atmosphäre, wie sie sich die Amerikaner wünschen. Allerdings stehen dem die strengen katalanischen Bauvorschriften im Wege, die keine allzu hohen Bauwerke in der Flughafenumgebung erlauben. Madrid versucht mit dem Hinweis zu punkten, daß der durchschnittliche Tourist in der Hauptstadt besonders gern sein Geld ausgibt, nämlich 158 Euros täglich – das ist die Hälfte mehr als anderswo in Spanien.

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