© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/12 13. April 2012

Meldungen

Irritation der westlichen Leistungsgesellschaft

Freiburg. Der Wiener Medizinethiker Ulrich H. J. Körtner sieht die Alzheimer-Krankheit auch als „Irritation“ der westlichen Leistungsgesellschaft. Sie werde durch die bislang nicht therapierbare Krankheit mit der „Fragmenthaftigkeit des menschlichen Daseins“ konfrontiert. Unter dem Eindruck von Arno Geigers „Der alte König in seinem Exil“ (2011), einer das Alzheimer-Schicksal seines Vaters auslotenden Erzählung, mahnt Körtner an, sich von der am Materiellen orientierten „Tyrannei des gelingenden Lebens“ zu befreien. Dies gelte vor allem für die Deutschen. Diese hätten eine auffallend höhere Furcht (70 Prozent) vor Demenz als andere „Wissensgesellschaften“. Körtner glaubt indes, daß dem mit einem Einstellungswandel auf Basis der christlichen Anthropologie zu begegnen sei, die für die Verletzlichkeit des Menschen offen ist (Zeitschrift für medizinische Ethik, (1/2012). (kn)

 

Ernährungssicherheit jenseits des Ökolandbaus

Frankfurt/Main. Bis 2050 steigt die Weltbevölkerung von sieben auf neun Milliarden Menschen an. Folglich müssen im Vergleich zu heute 70 Prozent mehr Nahrungsmittel produziert werden. Nach dem Weltagrarbericht von 2008 ist dies möglich, sofern die Umsteuerung von einer intensiven zur nachhaltigen Landwirtschaft gelingt. Damit ist nicht der Ökolandbau gemeint. Es genügten vielmehr, so die Journalistin Beate Wörner (Welt-Sichten, 3-2012), eine Reihe reformatorischer Eingriffe in die dominante agrochemische Industrie, zumal schon international Konsens sei, daß 500 Millionen kleinbäuerliche Betriebe weltweit der eigentliche „Motor der Ernährungssicherung“ sind. Allerdings sollte die Wasserverschwendung eingedämmt sowie die konservierende Bodenbearbeitung vorangebracht werden. (rp)

 

Mit Salicylsäuresynthese  zum Weltunternehmen

Weinheim. Tausende Jahre standen der Heilkunde nur pflanzliche, tierische oder mineralische Naturstoffe zur Verfügung. Wandel trat erst mit der rasanten Entwicklung ein, die die chemische Wissenschaft im 19. Jahrhundert durchlief. Denn als es 1874 in Dresden Hermann Kolbe gelang, Salicylsäure mit rein chemischen Methoden zu synthetisieren, schlug die Stunde der chemischen-pharmazeutischen Industrie. Als Antiseptikum genauso nachgefragt wie bei der Konservierung von Lebensmitteln, ermöglichte die Salicylsäureproduktion den Aufbau eines Konzerns, der von Radebeul aus weltweit operierte. Beteiligt waren die Sachsen zudem am Geschäft mit dem „Jahrhundertpharmakon“ Aspirin. Erst die sowjetische Demontage des bis 1945 „auf vollen Touren“ laufenden Betriebes beendete die Erfolgsgeschichte (Chemie in unserer Zeit, 1/2012). (el)

 

Erkenntnis

„Unsere Analyse rückt den Zeitpunkt um 300.000 Jahre weiter nach vorne. Vermutlich war Feuer bereits bei den Vorfahren des Menschen, zu Zeiten des Homo erectus, Bestandteil des täglichen Lebens.“

Michael Chazan, Archäologe an der Universität von Toronto, Quelle: www.science.orf.at

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen