© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/12 20. April 2012

Währungsreserven
Wo ist das Gold?
Martin Graf

Die Finanz- und Währungskrise lenkt den Blick auf ein altmodisches Segment der Wertanlage: physisches Gold. Der seit Jahren steil steigende Kurs beschert einschlägigen Internet-Plattformen Scharen von Lesern. Der Tenor auf Hartgeld.com und ähnlichen Seiten: Der Goldpreis wird explodieren, weil die gemeinsame Währung mangels Deckung zerbricht und das schwarze Schuldenloch den Euro verschlingen wird. Um für derart apokalyptische Szenarien gerüstet zu sein, halten auch die Nationalbanken Goldreserven, um die herum sie jedoch Mauern des Schweigens errichten.

In Deutschland versucht der CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler, diese Mauern niederzureißen. In der Schweiz fordert die SVP mit einer Volksinitiative, daß kein staatliches Gold mehr verkauft werden darf und sämtliche Bestände im eigenen Land lagern müssen. Auch in Österreich steht das Thema auf der politischen Agenda. Mein FPÖ-Kollege Gerhard Deimek hat – nach elf weitgehend ergebnislosen Anfragen an die Finanzministerin in den letzten beiden Jahren – eine Petition unter www.goldrettung.at initiiert. Bisher fand er nämlich nur heraus, daß um die Jahrtausendwende beträchtliche 150 von 430 Tonnen verkauft und Teile des verbliebenen Goldes zur Stabilisierung des Euro an die Europäische Zentralbank abgetreten wurden. Beides soll umgehend abgestellt und das Gold zurück nach Österreich geholt werden. Denn wo sich Österreichs Barren physisch befinden, wird – anders als in Deutschland – beharrlich verschwiegen, obwohl selbst der linke Ökonom Stephan Schulmeister sagt: „Sollte es wirklich einen weltweiten Wirtschaftskrieg geben, wäre es vermutlich nicht so gut, wenn das Gold woanders liegt.“

Die Goldinitiativen sind Ausdruck des Wunsches nach mehr Transparenz in wichtigen finanzpolitischen Fragen. Dieser Wunsch drückt sich auch in den Initiativen gegen den ESM aus, dessen genaue Ausgestaltung und Macht den Bürgern beharrlich verschwiegen wird. Als Portugal unter den Schutzschirm flüchtete, regte sich schnell Widerstand gegen die Idee, das Land solle sich von einem Teil seiner hohen Goldbestände trennen. Man könne die Portugiesen doch nicht zwingen, ihr Tafelsilber zu verkaufen. Das Gold der Geberländer hingegen darf ruhig für die Rettung des Euros und seiner Sorgenkinder herhalten.

 

Dr. Martin Graf ist FPÖ-Politiker und seit 2008 Dritter Präsident des österreichischen Nationalrats.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen