© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/12 20. April 2012

Gaston Nogrady. In Sachsen ist Streit um die Anpassung der Kirche entbrannt
Der Standhafte
Gernot Facius

Das evangelische Pfarrhaus war seit Luther ein Vorbild für die christliche Familie: Mann, Frau und Kinder. Tempi passati! Immer mehr Landeskirchen geben dem Drängen der sogenannten Homo-Lobby nach und erlauben Pastoren oder Pastorinnen das Zusammenleben mit ihren gleichgeschlechtlichen Partnern. Auch in Sachsen will die Kirchenleitung nun das Pfarrhaus in Ausnahmefällen für homosexuelle Partnerschaften öffnen.

Dagegen regt sich Protest und der hat ein markantes Gesicht: Gaston Nogrady, 48, will mit seiner „Sächsischen Bekenntnis-Initiative“ die Landessynode, die von Freitag an in Dresden tagt, vor dieser „Relativierung der biblischen Ordnung von Ehe und Familie“ bewahren. Der Pfarrer aus Markersbach im Erzgebirge hat viele Mitstreiter, dennoch ist es mehr als fraglich, ob sich eine Mehrheit gegen den Beschluß der Kirchenleitung findet. Denn von den 18 Mitgliedern waren 14 dafür, nur vier dagegen.

Für Nogrady ist klar: Bei der Entscheidung habe sich das Gremium von der zunehmenden gesellschaftlichen Akzeptanz von Homosexualität leiten lassen, und damit vom Zeitgeist anstatt vom Zeugnis der Bibel. Er sagt, was heute zur Minderheitsmeinung wird: Mann und Frau seien in der Schöpfung einander zugeordnet, dies begründe das kirchliche Leitbild der Familie. Wer sich davon entferne, überschreite eine rote Linie. Daß die örtlichen Kirchenvorstände entscheiden sollen, ob sie einen homosexuellen Geistlichen akzeptieren, empfindet er als Zumutung, denn dadurch werde Streit in Kauf genommen. Doch bei aller Sorge um die Einheit der Kirche und die Gültigkeit der Heiligen Schrift: Der Pastor aus dem „Tal der Brücken“, wie die Gegend um Markersbach genannt wird, bemüht sich differenziert zu argumentieren, er will Homosexuelle in keiner Weise diskriminieren, seine Initiative bittet die Synode lediglich „inständig“ darum, an der Erklärung der Kirchenleitung aus dem Jahr 2001 festzuhalten, laut der „homosexuelle Beziehungen nicht im Pfarrhaus gelebt und nicht zum Inhalt der Verkündigung gemacht werden dürfen“.

Gaston Nogrady ist schon aufgrund seiner Biographie ein Gegner von Ideologien, auch wenn sie im schönen Gewand der „Gleichstellung“ daherkommen. Sein Vater floh nach dem Volksaufstand von 1956 aus Ungarn, seine Mutter, eine Pfarrerstochter, 1958 aus der DDR. Nach dem Studium in Bethel, Münster, Tübingen und Göttingen sowie einem Vikariat in der hannoverschen Landeskirche wechselte Nagrody in die sächsische Kirche. Für diese hatte er sich entschieden, weil sie als konservativ und bekenntnistreu galt. Eine Einschätzung, die jetzt auf die Probe gestellt wird. Als Christ hofft Nogrady auf den Gott, der Unmögliches möglich macht. Denn resignieren will er nicht: Es sei seine Pflicht, standzuhalten – auch unabhängig vom Erfolg.

 www.bekenntnisinitiative.de

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