© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/12 27. April 2012

Deutsches Kulturforum für das östliche Europa: Die Neumark
Begegnung mit historischer Landschaft
(sl)

Offiziöse Darstellungen zur Geschichte deutscher Ostprovinzen geraten stets zu peinlichsten Klitterungen. Von dieser Regel macht die Einladung zu einer am 6. Mai auf Schloß Caputh bei Potsdam eröffnenden Fotoausstellung über die Neumark keine Ausnahme. Heißt es doch vernebelnd, die Nachkriegszeit habe in dieser Region zu „tiefgreifenden Veränderungen“ geführt, die in einem „vollständigen Bevölkerungsaustausch“ bestanden und darin, daß dieser jenseits der Oder gelegene Teil der Provinz Brandenburg in „das polnische Staatsgebiet eingegliedert“ worden sei. Daß die „Vertriebenen“ aus diesem Teil des Deutschen Reiches unter einem „Gefühl der Entwurzelung“ litten, sei zwar unbestreitbar, werde aber dadurch relativiert, daß die „polnischen Neusiedler“ ebenfalls „ähnliche Erfahrungen der Fremdheit“ machen mußten. Wer solche geschichtspolitische Akrobatik ignoriert, den dürfte bei der vom Deutschen Kulturforum für das östliche Eu­ropa ausgerichteten Fotoschau trotzdem die versprochene „Begegnung mit einer historischen Landschaft“ erfreuen. Begleitet wird die bis zum 29. Juli gezeigte Ausstellung von Vorträgen über die Kolonisierung des Oder- und Warthebruchs unter Friedrich dem Großen, die „polnische Wiederentdeckung“ des deutschen Kulturerbes der Neumark sowie über den Beitrag des Deutschen Ordens zur Landesentwicklung.

www.kulturforum-ome.de

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